Inhaltszusammenfassung:
Die Dissertation versucht eine erste kulturwissenschaftliche Annäherung an die bislang von der Forschung kaum beachtete Berufsgruppe der freien Trauerredner. Die empirische Basis besteht aus Interviews mit freien Trauerrednern, die über ihren Arbeitsalltag und die damit verbundenen branchenspezifischen Besonderheiten berichteten. Mit der deskriptiven Erfassung dieses Arbeitsalltags und der Interpretation der Interviews in Anlehnung an die dichte Beschreibung konnten – unter Berücksichtigung verschiedener theoretischer Berührungspunkte – in der Dissertation zwei miteinander in Verbindung stehende Erkenntnisebenen heraus gearbeitet werden: Zum einen eine branchenspezifische Erkenntnisebene, welche den Arbeitsalltag und die damit verbundenen Herausforderungen der Trauerredner zum Gegenstand hat; zum anderen eine eher strukturelle und übergeordnete Erkenntnisebene, welche die gegenwärtige Trauerkultur beleuchtet. In beiden Erkenntnisebenen spielen die kulturwissenschaftlichen Kategorien Wandel und Kontinuität eine nicht unbeträchtliche Rolle. So können etwa die in der branchenspezifischen Erkenntnisebene herausgearbeiteten Tendenzen zur Professionalisierung und Modernisierung der Branche als Ergebnis eines konstanten Wandels in Form einer stetigen Ausdifferenzierung und Säkularisierung der Trauerkultur betrachtet werden, während mit Blick auf altbewährte metaphysisch-religiöse und rituelle Bezugspunkte innerhalb des vermeintlich säkularen Arbeitsalltages die Kategorie der Kontinuität in das Blickfeld gerät. Somit zeigt sich der Arbeitsalltag freier Trauerredner als dynamisches Wechselspiel von Kontinuität und Wandel – mit positiven wie negativen Auswirkungen auf Teile der Branche.