Inhaltszusammenfassung:
In der vorliegenden Arbeit wurde die Stellung der radikalen transurethralen
Prostatektomie als Alternative zur offen retropubischen Prostatektomie untersucht.
Hierzu wurden die perioperativen Daten von Patienten gesammelt, die zwischen 2002
und 2008 an der Universitätsklinik für Urologie Tübingen offen retropubisch und an der
Reuter-Klink Urologie Stuttgart transurethral prostatektomiert worden waren. Im
Anschluss wurden die Patienten kontaktiert und zum onkologischen Verlauf ihrer
Erkrankung befragt, die Zeitspanne nach OP sollte nicht unter 4 Jahren betragen.
Insgesamt erhielten 360 Patienten Eingang in die Studie, die in ein offen und ein
transurethral versorgtes Kollektiv getrennt wurden. Durch Bildung einer
wissenschaftlichen Kontrollgruppe der 70-72jährigen Patienten konnte der
Störeinfluss einer ungleichen Altersverteilung ausgeschlossen werden. Die
Auswertung zeigte, dass die Kollektive im Hinblick auf ihren präoperativen
Gesundheitszustand und ihre Tumorlast vergleichbar waren. Im perioperativen Verlauf
war der transurethrale Eingriff zwar schneller als die offen-retropubische Operation,
jedoch mit einer längeren Hospitalisierungsdauer und häufigeren Mehrfacheingriffen
zum Erreichen der Tumorfreiheit verbunden. Die Nachbeobachtung, in der 281
Patienten erreicht werden konnten, zeigte ein häufigeres biochemisches Rezidiv und
einen signifikant häufigeren Gebrauch antihormoneller Therapie in der transurethral
behandelten Gruppe. Auffallend war auch, dass zwar in beiden Gruppen kaum ein
Patient an einem Prostatakarzinom verstarb, das Gesamtüberleben der transurethral
therapierten Patienten jedoch hochsignifikant kürzer war.
In einer abschließenden Beurteilung lässt sich sagen, dass die transurethrale
Prostatektomie aus rein chirurgischer Sicht durchaus mit der konventionellen offen-
retropubischen Variante vergleichbar scheint. Da sie aber auch Mehrfacheingriffe,
einen häufigeren Einsatz hormonablativer Therapie und ein hochsignifikant kürzere
Gesamtüberleben mit sich bringt, muss sie kritisch gesehen werden. Ihr Einsatz sollte
einem genau definierten Patientenkollektiv vorbehalten sein.