Inhaltszusammenfassung:
Ziel dieser Arbeit war, bei Patienten mit idiopathischem Normaldruckhydrocephalus (iNPH), die als potentielle „Responder“ einer Therapie mit einem ventrickulo-peritonealen Shunt angesehen werden, mit Hilfe invasiver Methoden (computerisierte nächtliche Hirndruckanalyse und lumbale Infusionsstudie) nachzuweisen, dass eine erniedrigte intrakranielle Compliance vorliegt. Die momentan besterklärende pathophysiologische Hypothese zum iNPH geht davon aus, dass der Erkrankung eine über die erniedrigte Compliance bedingte Pulsatilitätsstörung von Blut und Liquor mit assoziierter Beeinträchtigung des zerebralen Blutflusses zugrunde liegt.
Die 2. Hypothese der Arbeit war, daß eine dreitägige Lumbaldrainage, die zu einer klinischen Verbesserung des Patienten führt, mit einer Zunahme der intrakraniellen Compliance und Verbesserung der Reservekapazität einhergeht. Dies würde unsere Auffassung stärken, dass der wesentliche Effekt der Shunttherapie über die Verbesserung der Compliance vermittelt wird.
Beide Hypothesen konnten in der Arbeit bestätigt werden.
In Bezug auf die Korrelation des klinischen Scores (Kiefer Scale und der darauf basierenden NPH Recovery Rate) fanden wir keine überzeugende Korrelation zum Ausmaß der Besserung und dem Ausmaß der Veränderung der compliance assoziierten Messwerte. Neben der kleinen Patientenanzahl ist dies wahrscheinlich darin begründet, dass der Kiefer Scale unscharfe und subjektive Einschätzungen von Patient und Arzt beinhaltet. Eine deutlich bessere Korrelation fand sich zu objektiven Messverfahren wie Gangtest und Pegboard Test.
Zusammenfassend konnte die Arbeit nachweisen, dass bei Patienten mit vermutetem iNPH eine erniedrigte cranio-spinale Compliance assoziiert ist mit einem guten Ansprechen auf eine dreitägige Liquorprobedrainage und nachfolgend einer Shunttherapie , und, dass die dabei bewirkte Entfernung vom Nervenwasser zu einer Erhöhung der intrakraniellen Compliance führt. Daraus folgt, dass die Kombination einer computerisierten Analyse des intrakraniellen Druckes und der cerebrospinal Liquordynamik (lumbale Infusionsstudie) eine aufwändige aber präzise pathophysiologisch orientierte Methode der Diagnose von jenen Normaldruckhydrocephalus Patienten ist, bei denen eine klinischen Verbesserung nach Shunt Implatantion zu erwarten ist. Zukünftige Arbeiten sollten zum Ziel haben, eine Simplifizierung der Diagnostik bei gleichbleibenden Aussagekraft, idealerweise unter Verwendung weniger invasiver Verfahren, zu erreichen.