Inhaltszusammenfassung:
Ziel dieser Arbeit war es, mittels einer automatisierten Methodik die Kinetik der Normoblastenzahl bei Früh- und Reifgeborenen in den ersten Lebenstagen zu untersuchen. Außerdem sollte geprüft werden, ob sich die Normoblastenzahl bei der Early-onset-Infektion (Early Onset Bacterial Infection, EOBI) als Parameter eignet und wie er sich in Bezug zu anderen Infektionsparametern (IL-8) verhält.In einer prospektiven Studie wurden 169 Neugeborene (104 Reifgeborene, 65 Frühgeborene) eingeschlossen.27 Frühgeborene und 60 Reifgeborene entwickelten eine EOBI. Die postpartale Normoblastenzahl war bei Früh- und Reifgeborenen ohne EOBI abfallend: Die Werte sanken innerhalb von 42 Stunden auf ein Plateau (bei Reifgeborenen ohne EOBI von 0,37 *10^3/µl (IQR: 0,5 *10^3/µl) auf 0,07 *10^3/µl (IQR: 0,02 *10^3/µl), bei Frühgeborenen ohne EOBI von 1,15 *10^3/µl (IQR: 2,28 *10^3/µl) auf 0,01 *10^3/µl (IQR: 0,34 *10^3/µl)). Innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem ersten klinischen Verdacht zeigten Frühgeborene, im Gegensatz zu Reifgeborenen mit EOBI, signifikant höhere Normoblastenzahlen als die Frühgeborenen der Kontrollgruppe. Die Sensitivität für Reifgeborene lag bei einem Cut-off von >0,97 *10^3/µl bei 9,4 % [5-14 %], bei Frühgeborenen bei einem Cut-off von >1,31 *10^3/µl bei 55 % [46-64 %]. Entsprechend betrug die Spezifität bei Frühgeborenen 75 % [68-83 %], bei Reifgeborenen 96 % [93-98 %].
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Messung von Normoblasten nicht unmittelbar als prädiktiver Parameter bei der EOBI von Termin- und Frühgeborenen eignet. Sensitivität und Spezifität sind deutlich geringer als sie beim IL-8 beschrieben werden. Auch in Kombination mit IL-8 ergeben sich keine Steigerungen. Erschwerend kommen Referenzbereiche hinzu, die sich nach Gestations- und Lebensalter unterscheiden.