Inhaltszusammenfassung:
Die CMML ist eine klonale und maligne Erkrankung der Hämotopoese. Sie zeigt
sowohl Eigenschaften der myeloproliferativen als auch myelodysplastischen
Erkrankungen zeigt und wird demnach in der WHO-Klassifikation den
myelodysplastisch/myeloproliferativen Erkrankungen zugeordnet. Die
Diagnose wird anhand verschiedener klinischer, laborchemischer,
morphologischer und genetischer Kriterien gestellt, darunter beispielsweise eine
persistierende Monozytose im peripheren Blutbild. Aufgrund vieler
überlappender Eigenschaften ist eine Abgrenzung gängigen
Differenzialdiagnosen wie MDS oder der PMF oft schwierig. In Studien wurde
bei der CMML eine Mutationsfrequenz von 40-50% im SRSF2-Gen
beobachtet. Das Ziel dieser Studie war die Etablierung einer Methode zur
SRSF2-Mutationsanalyse an formalinfixierten, EDTA-entkalkten
Knochenmarksbiopsien, die Korrelation der genetischen Ergebnisse mit
klinischen und morphologischen Parametern sowie die Überprüfung, inwieweit
eine SRSF2-Mutationsanalyse für die Diagnostik der CMML hilfreich sein
kann.
36 Knochenmarksbiopsien von Patienten mit gesicherter CMML wurden auf die
Mutation untersucht, dazu in Kontrollgruppen 20 Biopsien von MPN-Patienten,
22 von MDS-Patienten und 10 Biopsien mit normalen, bzw. reaktiv verändertem
Knochenmark. Zur DNA-Extraktion wurde mit Xylol und Ethanol
entparaffiniert, mit Protease verdaut und mit Phenol-Chloroform aufgereinigt.
Ein Fragment von 145 bp, welches den Mutationshotspot im Kodon P95 in Exon
1 des SRSF2-Gens enthält, wurde mittels PCR amplifiziert und anschließend
eine Mutationsanalyse durch bidirektionale Sanger-Sequenzierung
durchgeführt. Zusätzlich wurde durch enzymatischen Verdau mit BsaJI und
anschließender Agarose-Gelelektrophorese eine RFLP-Analyse als weitere
Methode zur SRSF2-Mutationsanalyse etabliert. Ergänzend wurde bei allen
Proben eine JAK2-Mutationsanalyse durch Allel-spezifische PCR mit
anschließender Schmelzpunktanalyse durchgeführt.
Bei 16 der 36 CMML-Patienten (44%) wurde eine Mutation im SRSF2-Gen
identifiziert[1]. In den Kontrollgruppen wurde eine Mutation bei vier MPN-Fällen
(20%), bei einem MDS-Fall (4,5%) und bei keinem der normalen oder reaktiv
veränderten Knochenmarksbiopsien beobachtet. Die RFLP-Analyse
identifizierte alle Mutationen mit Ausnahme einer einzigen p.P95A-Mutation.
Bei der CMML wurden keine Korrelationen des SRSF2-Mutationsstatus mit
klinischen Parametern, der Knochenmarksmorphologie oder den
Überlebensraten beobachtet. Das Vorhandensein von SRSF2-Mutationen
war mit einem normalen Karyotyp assoziiert. Die JAK2-Mutation wurde bei
fünf von 35 CMML-Fällen (17%) identifiziert. Bei drei der 36 Patienten war die
CMML mit einer systemischen Mastozytose assoziiert (SM-AHNMD).
Die SRSF2-Mutationsanalyse konnte zuverlässig an formalinfixierten, EDTA
entkalkten Knochenmarksbiopsien durchgeführt werden. Die in der
vorliegenden Studie beobachtete Mutationsfrequenz von 44% bei der CMML
lag im Bereich vorausgegangener Studienergebnisse. Somit stellt
SRSF2 eines der am häufigsten bei der CMML mutierten Gene dar.
Insbesondere in Fällen mit geringgradiger Dysplasie und normalem Karyotyp
kann die SRFS2-Mutationsanalyse hilfreich für die Diagnosestellung bei der
CMML sein. Die RFLP-Analyse konnte einen Großteil der Mutationen
zuverlässig detektieren und kann somit als effiziente und kostengünstige
Screening-Methode in der Diagnostik eingesetzt werden. Bei Fällen
präfibrotischer PMF mit Monozytose konnte ebenfalls eine hohe SRSF2
Mutationsfrequenz beobachtet werden. Die pathogenetische Rolle sowie die
prognostische Bedeutung von SRSF2-Mutationen bei myeloischen Neoplasien
ist nicht abschließend geklärt und sollte Gegenstand zukünftiger Studien
sein.