Inhaltszusammenfassung:
Die aktuelle Glaukomforschung ist geprägt von Diskussionen um die Entdifferenzierung und Qualität der einzigen existierenden retinalen Ganglienzelllinie RGC-5. Sogar eine Kontamination mit der 661W-Fotorezeptor-Zelllinie wird vermutet. Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die RGC-5- und die 661W-Zelllinie unter Differenzierungsbedingungen unterschiedlich reagieren und wenn ja, inwiefern sich RGC-5-Zellen redifferenzieren lassen. Zuerst wird untersucht, ob RGC-5- und 661W-Zellen unter Behandlung mit 500 nM Trichostatin A bzw. 300 nM Staurosporin unterschiedlich reagieren, um im zweiten Schritt gängige Differenzierungsprotokolle für RGC-5-Zellen von Schwechter et al. und Wood et al. zu vergleichen. Untersucht wird die Expression der neuronalen Marker MAP-2, Tau, β-III-Tubulin und hNF, die relative mRNA-Expression von Thy-1, GFAP und VEGF sowie morphologische Veränderungen, Stoffwechselaktivität, Zellzahl, Proliferation und Apoptoseverhalten. Die untersuchten Zelllinien reagieren unter Differenzierung mit 500 TSA und 300 nM STS unterschiedlich. Während bei RGC-5-Zellen nach Langzeitinkubation die morphologische Differenzierung zu einem neuronalen Phänotyp im Vordergrund steht, dominiert bei 661W-Zellen sinkende Zellzahlen und Zelluntergang. Bei RGC-5-Zellen kann im Gegensatz zu 661W-Zellen durch 120stündige Differenzierung mit 500nM TSA nach Wood die relative Thy-1-mRNA-Expression gesteigert werden. Beim Vergleich der Differenzierungsprotokolle ergibt sich ein optimaler Inkubationszeitraum von vier bis fünf Tagen bei Einsatz von 500 nM TSA nach Wood. Die β-III-Tubulin-Expression ist hier verstärkt, die relative mRNA-Expression von Thy-1 kann gesteigert werden und es kommt zum Proliferationsstopp bei konstant bleibenden Zellzahlen. Es kann also gezeigt werden, dass sich RGC-5- und 661W-Zellen unter Differenzierungsbedingungen unterscheiden und dass die Möglichkeit besteht, die RGC-5-Zelllinie durch Langzeitinkubation mit 500 nM TSA nach Wood neuronal zu differenzieren sowie die Expression von spezifischen RGC-Markern zu steigern.