Inhaltszusammenfassung:
Kindheitsbelastungen haben weitreichende negative Konsequenzen und wurden mit Depressionen und Diabetes mellitus in Zusammenhang gebracht. In einer randomisierten, kontrollierten, multizentrischen Studie wurden Diabetespatienten (N = 251) mit unzureichender Stoffwechseleinstellung und Major Depression 12 Wochen mit Sertralin oder einer diabetesspezifischen Kognitiven Verhaltenstherapie behandelt. Therapieresponder wurden in die einjährige Langzeitphase integriert. Die Therapie fokussierte auf die Stoffwechsellage und die Depression. Die Stichprobe wurde auf Kindheitsbelastungen hin untersucht. Hauptergebnisse: Die Prävalenz wurde erhoben: Emotionaler Missbrauch (N = 74; 32 %), Körperlicher Missbrauch (N = 49; 21,3 %), Sexueller Missbrauch (N = 36; 15,5 %), Körperliche Vernachlässigung (N = 63; 27,2 %). Emotionale Vernachlässigung wurde am häufigsten berichtet (N = 91; 39,4 %). Kindheitsbelastungen waren unter anderem mit makrovaskulären Komplikationen, erhöhtem hs-CRP und Einbußen psychischer Gesundheit und Lebensqualität assoziiert. Zur Baseline lag bei Körperlicher Vernachlässigung (F = 5,003; p = 0,026), Körperlichem Missbrauch (F = 3,996; p = 0,047), extremem Emotionalem Missbrauch (F = 6,697; p = 0,011) und extremer Körperlicher Vernachlässigung (F = 10,002; p = 0,002) eine größere Depressionsschwere vor. Der Therapieerfolg wurde durch Kindheitsbelastungen nicht beeinträchtigt. Wirksamkeitsunterschiede der Interventionen waren nicht nachweisbar. Beurteilung: Kindheitsbelastungen sind bei depressiven Diabetikern hoch prävalent. Die Betroffenen sind depressiver und weisen möglicherweise ein deutlicher ausgeprägtes kardiovaskuläres Risikoprofil auf. Eine Indikation für personalisierte Therapiekonzepte in der Behandlung depressiver Diabetespatienten in Abhängigkeit von Kindheitsbelastungen stellt sich für die untersuchten Therapieziele nicht dar.