Inhaltszusammenfassung:
Die qualitativ angelegte Arbeit zur Gesundheit im Habitus von Führungskräften geht der Frage nach, ob es im Habitus dieser Zielgruppe einen Anteil gibt, der die Vorstellungen von Gesundheit und daraus folgend das Gesundheitshandeln zu erklären vermag. Als theoretische Grundlage zum Beantworten dieser Frage wurde auf Bourdieu zurückgegriffen: unmittelbar auf seinen Konzept des Habitus sowie mittelbar auf den von Bourdieu beschriebenen Kontext des Habitus-Ansatzes: seine „soziale Praxis“, die als Formel gefasst beschreibt, wie der Habitus im Zusammenwirken mit individuell zur Verfügung stehendem Kapital innerhalb eines sozialen Feldes zu eben einer solchen sozialen Praxis führt. Diese theoretische Basis zur Analyse von 12 problemzentriert geführten und leitfadenorientierten Interviews mit 12 Führungskräften ermöglichte über eine anschlussfähige qualitative Forschungsmethode – die relationale Typenbildung als Sonderform und Weiterentwicklung der dokumentarischen Methode – das Identifizieren der Habitus bildenden Orientierungen und Dimensionen. Als Resultat der empirischen Studie ließen sich ein dominierender Haupttyp sowie zwei strukturell leicht abweichende Subtypen beschreiben. Die entstandene Typologie bildet dabei zentral die Struktur des Gesundheitshandelns der Führungskräfte ab: mit den jeweiligen Gesundheitsvorstellungen, Handlungstreibern und –mustern sowie dem schrittweisen Anschluss der hier gewonnenen Erkenntnisse an die Rolle der Führungskraft. Die Typik, die das Gesundheitshandeln von Führungskräften im Besonderen zu fassen vermag, weist über den Bezug Gesundheit hinaus: Gesundheit und ein individuell daraus abgeleitetes Gesundheitshandeln dient beim ausgemachten Haupttyp der Führungskräfte dem Erreichen eines persönlichen Anliegens, wobei sich auch Varianten und Abweichungen von diesem Haupttyp beschreiben ließen. Die Position der Führungskraft ist dafür insofern relevant, als das Setting und das Feld, in dem diese Rolle verortet ist, offenbar dazu dienlich ist, das persönliche Verwirklichungsanliegen zu erreichen. Und umgekehrt sind die betreffenden Personen habituell sowie mit dem erforderlichen Kapital so ausgestattet, dass ihnen der Zutritt ins Feld und auch in diese spezielle Ecke des Feldes möglich war und ist. Diese Resultate ließen sich über die Bourdieusche Formel der sozialen Praxis abbilden und darüber hinaus ließen sie die Begriffe auf den Untersuchungsbereich übertragen und anpassen. Demnach hat die Studie Gesundheitspraxen der Zielgruppe zutage gefördert – zusammen mit individuellen Stellhebeln, die jeweils in der besonderen Biographie und Habitualisierung liegen.