Inhaltszusammenfassung:
Delinquentes Verhalten entwickelt und verfestigt sich oft schon im Kindesalter. Deshalb versucht
man, solchen Entwicklungen frühzeitig vorzubeugen. Ein Ansatz hierzu sind soziale Kompetenztrainings
für Kinder und Jugendliche. In einer Auswertung für die Campbell Collaboration haben
Lösel & Beelmann (2003, 2004) die methodisch besten Evaluationsstudien zu derartigen Präventionsmaßnahmen
analysiert. Untersucht wurden 89 empirische Vergleiche zwischen Gruppen mit
einem sozialen Trainingsprogramm und jeweils zufällig zugewiesenen Kontrollgruppen. Die Trainingseffekte
waren überwiegend positiv. Der durchschnittliche Effekt auf das dissoziale Verhalten
betrug d = .28 bzw. r = .14. Dies weist auf eine um 14% höhere Besserungsrate in den Trainingsgruppen
hin. Die Ergebnisse variierten aber erheblich je nach Art des Wirkungskriteriums. Relativ
kleine Effekte ergaben sich bei Maßen der Delinquenz sowie bei Kriterien aus Selbstberichten
oder offiziellen Datenquellen. Meist überprüfte man die Wirksamkeit nur wenige Wochen nach
dem Training. Langzeitstudien waren selten und erbrachten geringere Effekte. Kognitivverhaltensorientierte
Programme zeigten bessere Ergebnisse als andere Trainingsformen. Programme
für bereits leicht auffällige Kinder hatten stärkere Effekte als universelle Präventionsprogramme,
die für alle Kinder einer Klasse oder Altersgruppe angeboten wurden. Insgesamt kann
dieser Präventionsansatz als erfolgversprechend eingestuft werden. Es sind aber mehr gut kontrollierte
Evaluationsstudien mit längerfristigen Nacherhebungen und „harten“ Erfolgskriterien erforderlich,
um die präventive Wirkung gegen Delinquenzentwicklungen stichhaltig nachzuweisen.
Dies gilt insbesondere für Deutschland, wo zu wenig Evaluationsforschung vorliegt.