Inhaltszusammenfassung:
Mit fortschreitenden Studien wird zunehmend evident, dass die Multiple Sklerose (MS) mit kognitiven Leistungseinschränkungen einhergeht und die Lebensqualität der MS-Patienten dadurch massiv beeinträchtigt wird. Bislang erweist sich jedoch als schwierig, die kognitiven Defizite zu diagnostizieren und dementsprechend therapeutisch vorzugehen. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Frage, ob Störungen im Gedächtnisbereich bei MS-Patienten mit gezielten Läsionen in spezifischen anatomischen Regionen in Zusammenhang gebracht werden können. Zur Testung der Kognition ist eine differenzierte neuropsychologische Testbatterie zusammengestellt worden. Zur Lokalisationsbestimmung der MS-Läsionen erfolgte eine MRT-Schädelaufnahme der Patienten.
28 Patienten im Alter zwischen 21 und 59 Jahren mit EDSS-Scores von 0 bis 6 und mit einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von 7,5 Jahren wurden im Rahmen einer Querschnittsstudie getestet. Neben den Parametern Alter, Geschlecht und klinischen Daten (EDSS-Score) wurden zusätzlich neuropsychologische Parameter der Studienteilnehmer erfasst: die unmittelbare Gedächtnis- oder Merkspanne, die Konsolidierung des zu Lernenden ins Langzeitgedächtnis und die Wiedererkennungsleistung. Letztere erfolgte durch den VLMT. Die Testung des unmittelbaren verbalen und visuellen Arbeitsgedächtnisses erfolgte durch die Zahlen- und Blockspanne aus der WMS-R. Der PASAT lieferte Informationen über das Arbeitsgedächtnis, die Konzentrations- und Rechenfähigkeit.
Die Läsionsanalyse der manuell in die MRT-Aufnahmen eingezeichneten Läsionen erfolgte durch die Voxel-based Lesion Behavior Mapping. Anschließend wurden verschiedene Subtraktionsanalysen durchgeführt. Zuletzt erfolgte mithilfe der Analyse der weißen Substanz und des Jülich Atlasses die genaue Erfassung des prozentualen Schädigungsanteils der Faserbahnen.
Zusammenfassend zeigen die vorliegenden Testergebnisse, dass die Einschränkungen der kognitiven Leistungsfähigkeit häufig schon in frühen Phasen der MS vorliegen. Aufgrund der Tatsache, dass die kognitive Leistungsfähigkeit eine entscheidende Rollte in der Lebensqualität spielt, müssen kognitive Defizite im klinischen Alltag mehr beachtet werden und besser in die Therapie integriert werden.