Inhaltszusammenfassung:
Anhand molekulargenetischer Analysen bei Patienten mit einer chronischen Hepatitis B wurde untersucht, ob die durch den Selektionsdruck der Nukleosid-Analoga-Therapie mit Lamivudin entstandenen Resistenzmutationen der HBV-Polymerase (Reverse-Transkriptase-Domäne), nur auf den HBV-DNA-Molekülen nachweisbar sind, oder ob sie sich z.B. in späten Stadien der HBV-Infektion und unter Fortgang der Therapie, auch auf Ebene der HBV-RNA-Replikationsintermediate manifestieren können. Für die Untersuchung der Resistenzmutationen wurde HBV-DNA und HBV-RNA aus Seren von 67 Patienten analysiert, bei denen sich anhand virologischer und biochemischer Parameter eine Reaktivierung der CHB feststellen ließ. Für die spezifische Isolation und Amplifikation von HBV-RNA-Molekülen wurde mit der HPoRACE-PCR eine neue Methode etabliert. Die Mutationsanalyse erfolgte durch Sequenzierung der mittels HPoRACE-PCR amplifizierten Domäne der reversen Transkriptase des HBV-Genoms und anschließender Genotypisierung.
Dabei zeigte sich eine Korrelation zwischen der HBV-DNA-Last und dem Nachweis von HBV-RNA-Replikationsintermediaten im Serum (p=0.027). Bei der genotypischen Mutationsanalyse der HBV-RNA-Replikationsintermediate konnte nachgewiesen werden, dass bei bekannter YMDD-Mutation in den HBV-DNA-Molekülen korrelierend auf den HBV-RNA-Replikationsintermediaten entweder Mischpopulationen vorlagen (z.B. M204V/M204wt) oder die Mutation durch den HBV-Wildtyp ersetzt wurde. Antivirale Resistenzmutationen der HBV-Polymerase und deren Variabilität entstehen somit nicht nur im zeitlichen Verlauf der Therapie, sondern sind auch gleichzeitig auf HBV-Replikationsintermediaten, wie auf der HBV-RNA und möglicherweise auch auf der HBV-cccDNA, hinterlegt. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten der Therapie-Entscheidung und Kontrolle.