Inhaltszusammenfassung:
Die vorliegende Arbeit umfasst neue Untersuchungen an rezenten und fossilen
Eurasiatischen Riesensalamandern (Cryptobranchidae), insbesondere zu deren
Systematik und zu verschiedenen Aspekten ihrer Biologie, Paläobiogeographie und
Paläoökologie. Die drei rezente Arten und fossile Cryptobranchidae aus über 50
känozoischen Fundstellen Eurasiens wurden untersucht. Die osteologischen und
anatomischen Merkmale der Schädel- und Postkranial-Elemente von allen fossilen
und rezenten Arten wurden detailiert beschrieben und eine osteologische
Nomenklatur für die Arten der Familie vorgeschlagen. Anhand von morphologischen
und osteologischen Merkmalen ließ sich die Systematik der Gruppe klären und die
verwandtschaftlichen Beziehungen innerhalb der Cryptobranchidae neu erstellen.
Ukrainurus hypsognathus gen. et sp. nov. wird in der Arbeit beschrieben. Diese neue
Salamander-Gattung wird zusammen mit bereits bekannten Arten der Familie
Cryptobranchidae in einem neuen Kladum (clade), Pancryptobrancha nov.,
zusammengefasst. Die phylogenetische Analyse bestätigt die Monophylie der
asiatischen und nordamerikanischen Arten. Die Ergebnisse lassen einen asiatischen
Ursprung der Pancryptobrancha und ihre spätere Verbreitung nach Nordamerika
wahrscheinlich erscheinen. Zusätzlich wurden neue Erkenntnisse zu ihrer Biologie,
z.B. Ernährung und Ernährungserwerb, Grad der Entwicklung von Kopfmuskulatur
(Schnappkraft), wurden gewonnen. Diese sehr großen Salamander, die 2 m
Gesamtlänge erreichen konnten, haben in ihrer Ontogenie pädomorphe (Andrias,
Cryptobranchus, Zaissanurus, Ukrainurus) oder peramorphe (Aviturus)
Entwicklungsstrategien eingeschlagen und entsprechend streng aquatische oder
amphibische/ semi-terrestrische Lebensweisen besessen. Die Gattung Aviturus
belegt eine ausgeprägte Peramorphose erstmals innerhalb der Kronengruppe
Lissamphibia. Paläo- bzw. bioklimatische Analysen ergaben des Weiteren, dass die
Cryptobranchidae hervorragende Proxies für paläoklimatische Rekonstruktionen
darstellen. Der klimatischer Bereich, in dem sowohl die rezenten als auch fossilen
Vertreter lebten, ist durch höhere Feuchtigkeit mit einem durchschnittlichen
Jahresniederschlagwert von minimal 900 mm charakterisiert. Ihre lückenhafte
stratigrafische Verbreitung im fossilen Bericht Eurasiens wird durch „habitat tracking―
und / oder Ausbreitung des Areals vom Hochland ins Tiefland während
Feuchtphasen mit erhöhtem Grundwasserspiegel erklärt. Es wird ein Höhenverbreitungmodel für trockene/feuchte Klimate und niedrigem/hohem
Grundwasserspiegel vorgeschlagen. Laut dem Model besiedelten die
Riesensalamander vom späteren Eozän, resp. späteren Oligozän, bis zum frühen
Pliozän permanent die höheren Gebirgsbereiche von Zentralasien und Mitteleuropa
(Altai Gebirge, alpines Orogen) und siedelten sich in Tieflandbecken nur während der
Perioden mit signifikanten Feuchtigkeitsanstieg und erhöhtem Grundwasserspiegel,
bzw. Beckenrelief an.