Inhaltszusammenfassung:
Kompakte stellare Objekte wie Neutronensterne sind vielversprechende Quellen von Gravitationswellen. Zur Interpretation der möglicherweise in naher Zukunft zu erwartenden Messdaten ist es wichtig, die Frequenzen der axialen und polaren Schwingungsmoden theoretisch zu bestimmen.
Die vorliegende Arbeit untersucht die numerische Zeitentwicklung der linearisierten Einsteinschen Feldgleichungen für langsam rotierende Neutronensterne ohne die bisher meist zugrunde gelegte Cowling-Näherung bzw. inverse Cowling-Näherung. Hierfür werden sowohl Lösungen für fluide als auch raumzeitliche, metrische Störungen berechnet.
Die gekoppelten hyperbolischen Differenzialgleichungen erster Ordnung werden im Rahmen des Arnowitt-Deser-Misner-Formalismus und unter Verwendung der Battiston-Cazzola-Lucaroni-Eichung hergeleitet. Durch die Berücksichtigung der Metrikstörungen ist es möglich, eine explizit berechnete Fehlertoleranz der Cowling-Näherung anzugeben und eine höhere Genauigkeit der resultierenden Frequenzen zu erzielen.
Die zeitliche Entwicklung wird sowohl für polytrope Sternmodelle als auch für realistische Zustandsgleichungen berechnet, insbesondere für die Zustandsgleichung MPA (Machleidt Potential A). Anhand des Spektrums können die f-, die p- und die w-Moden identifiziert und deren Frequenzen bestimmt werden, sowie eingeschränkt auch die der r-Mode. Für die vollrelativistische Zeitentwicklung sind dies die ersten Ergebnisse für die Zustandsgleichung MPA, die in guter Übereinstimmung mit bisher bekannten Ergebnissen der Modenanalyse dieser Zustandsgleichung stehen.
Die Berücksichtigung der Kopplungen zwischen axialen und polaren Moden liefert eine bessere Einsicht in das Schwingungsverhalten von Neutronensternen.
Darüberhinaus wird in dieser Arbeit für realistische Zustandsgleichungen ein empirisches Skalierungsverhalten der fluiden sowie der räumlichen Moden angegeben, welches in guter Übereinstimmung mit dem in der Modenanalyse ermittelten Skalierungsverhalten steht.