Inhaltszusammenfassung:
Die vorliegende Arbeit behandelt die klassische Wärmeleitungsgleichung im $R^n$, wenn als Anfangswert die charakteristische Funktion $1_D$ einer kompakten Menge $D$ im $R^n$ gegeben ist. Physikalisch bedeutet dies, dass wir zu Beginn der Evolution eine gleichmäßige Wärmeverteilung in $D$ vorliegen haben. Die Wärmeleitungshalbgruppe $(T(t))$ auf $L^p(R^n)$, angewandt auf die charakteristische Funktion $1_D$, liefert dann für alle Zeiten $t>0$ den entstehenden Wärmefluss $T(t)1_D$ zum Anfangswert $1_D$. Mit Hilfe des Wärmeleitungskerns des $R^n$ kann $T(t)1_D$ mit einer expliziten Integralformel dargestellt werden.
Vor allem sind wir nun an der Evolution der $L^2$-Norm von $T(t)1_D$ interessiert, die über die elementare Beziehung zwischen Norm und Skalarprodukt im Hilbertraum $L^2(R^n)$ eng mit der Wärmemenge zusammenhängt, die sich nach Zeit $t>0$ noch in $D$ befindet.
Zunächst (Kapitel 2) konzentrieren wir uns auf das Kurzzeitverhalten des Wärmeflusses. Wir beginnen mit einer genauen Untersuchung der Evolution der Niveauflächen von $T(t)1_D$ und bestimmen das asymptotische Verhalten dieser Evolution: Wir zeigen, dass für kurze Zeiten die Bewegung der Niveauflächen eine asymptotische Entwicklung in Potenzen von $t^{1/2}$ besitzt. Wir bestimmen die Koeffizienten bis zur Ordnung $t^2$ in Termen geometrischer Invarianten des Randes $\partial D$ und geben eine allgemeine Formel für die Koeffizienten höherer Ordnung an.
Wir zeigen dann, dass das Kurzzeitverhalten der $L^2$-Norm des Flusses $T(t)1_D$ für eine beliebige Caccioppoli-Menge $D$ im $R^n$ durch den Perimeter von $D$ kontrolliert ist. Als Folgerung erhalten wir einen Vergleichssatz, der sagt, dass für zwei beliebige kompakte volumengleiche Mengen $A,D$ im $R^n$ diejenige mit dem kleineren Perimeter für kurze Zeiten Wärme besser hält als die andere.
Anschließend (Kapitel 3) konzentrieren wir uns auf Langzeitphänomene des Flusses. Vor allem betrachten wir das Analogon der Frage, die wir am Ende von Kapitel 2 behandelt haben: Gegeben zwei kompakte volumengleiche Mengen $A,D$ im $R^n$. Welche hält für lange Zeiten Wärme besser? Wir beweisen wiederum einen Vergleichssatz, der nun sagt, dass dieses für diejenige Menge gilt, die kleineres zweites Zentralmoment hat. Darüberhinaus geben wir Kriterien für die vierten Zentralmomente und die Trägheitstensoren von $A$ und $D$ an für den Fall, dass die zweiten Zentralmomente gleich sind.
Wir schließen die Arbeit mit Überlegungen zu der Frage, wie viel Geometrie von $D$ bereits bestimmt ist, wenn wir den Fluss $T(t)1_D$ auf einem (eventuell kleinen) Zeitintervall kennen.