Inhaltszusammenfassung:
In den letzten Jahren hat das Auftreten sogenannter endokriner Disruptoren zunehmend Besorgnis erregt. Es handelt sich hierbei um Substanzen, die das endokrine System stören und somit eine erhebliche Gefahr für Mensch und Tier darstellen. Diese Substanzen sind im menschlichen Alltag allgegenwärtig und finden sich beispielsweise in Kosmetika, Reinigungsmitteln und Kunststoffen, aber auch in Pestiziden und industriellen Chemikalien. Ihnen ist nur die biologische Aktivität, das heißt ihre hormonelle Wirkung gemein, nicht aber ihre chemische Identität.
Häufig ist der Östrogenrezeptor Zielscheibe endokriner Disruption. Dieser Rezeptor gehört zur großen Familie der Steroidrezeptoren und wird normalerweise durch das Hormon Östrogen (17b-Estradiol) kontrolliert. Er ist involviert in die Morphogenese reproduktiver Organe und den Erhalt der Fortpflanzungsfähigkeit. Als nuklearer Rezeptor aktiviert er Transkriptionsfaktoren und steuert damit direkt die Genexpression und Synthese der beteiligten Proteine. Eine Störung dieser Aktivität durch endokrine Disruption kann sich in Form verschiedenster physischer Merkmale wie etwa mangelnder Geschlechtsdifferenzierung, dem Verlust der Fortpflanzungs-fähigkeit sowie Karzinomen der Fortpflanzungsorgane äußern. Die Störung hat damit nicht nur Konsequenzen für einzelne Individuen, sondern kann auch ganze Populationen betreffen, etwa durch die Herabsetzung der Fortpflanzungsrate.
Schnelle und empfindliche biologische Testverfahren zur Erfassung endokriner Disruptoren sind daher unbedingt erforderlich. Um sinnvolle gesetzliche Richtlinien erstellen zu können, müssen Substanzen eindeutig als endokrine Disruptoren klassifiziert werden und ihre minimal gefährdende Konzentration bestimmt werden. Besonderer Wert muß dabei auf die tatsächliche Relevanz der Tests für östrogene Aktivität gelegt werden.