Inhaltszusammenfassung:
Zweielektronentransfer-Reaktionen laufen normalerweise als Folge von zwei Einelektronentransfers (ETs) ab. Die meisten dieser Reaktionen zeigen eine 'normale' Potentialfolge, wobei der zweite ET im Vergleich zum ersten thermodynamisch erschwert ist. In manchen Fällen werden 'invertierte Potentiale' beobachtet, das heißt es ist leichter das zweite Elektron hinzuzufügen oder zu entfernen als das erste. Ein solches Verhalten kann auftreten, wenn einer der beiden ETs mit einer signifikanten Strukturänderung einhergeht. Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen strukturellen Eigenschaften und den thermodynamischen/kinetischen Parametern von Zweielektronen-Reduktionen an zwei Serien von Modellverbindungen. Die elektrochemische Reduktion von drei unterschiedlich N-alkyl-substituerten Schwefelkohlenstoff-Addukten von Imidazol-2-ylidenen in THF und von vier [Ru(II)(Aren)(Aren´)]-Komplexen (Aren = Triphenylen, verschiedene Cyclophane) in Dichlormethan und Propylencarbonat wurde mittels Cyclovoltammetrie und Chronocoulometrie untersucht. Die Werte der Formalpotentiale, der Geschwindigkeitskonstanten der ETs und anderer Parameter wurden durch numerische Simulationen der Cyclovoltammogramme erhalten. Die kinetischen Daten werden im Kontext der MARCUS-Theorie diskutiert. Bei allen Verbindungen spiegelt die Thermodynamik die Strukturänderungen wieder, die mit dem zweiten ET einhergehen: je größer diese Strukturänderungen, desto kleiner ist die Differenz der beiden Formalpotentiale; in zwei Fällen wurden invertierte Potentiale beobachtet. Der Einfluß der Strukturänderungen auf die Kinetik der ETs ist überraschenderweise sehr gering.