Inhaltszusammenfassung:
Dialekt spielt im Deutschunterricht seit eh und je eine Rolle - entweder als eine zu überwindende Äußerungsform der Schüler oder als eine Besonderheit, die sprachgeschichtliches oder auch stilistisches Interesse beanspruchen darf. In dieser Skizze wird der Versuch gemacht, in einer Unterrichtseinheit zum Dialekt die Vielfalt der Aspekte zur Geltung zu bringen. Ausgangspunkt sind Beobachtungen zu den heutigen Erscheinungsformen und Gebrauchsweisen des Dialekts, an die sich Erörterungen von Dialektmerkmalen und Dialektgrenzen anschließen. In geschichtlicher Perspektive wird die Entstehung von Dialekträumen und die Herausbildung der deutschen Standardsprache thematisiert; die seit den Anfängen der Mundartforschung vertretene Annahme vom drohenden Untergang der Dialekte wird überprüft. Nach der Charakterisierung spezifischer Funktionen des Dialekts folgt ein kurzer Abriß zur Dialektdichtung und ihrer Entwicklung, die durch die Herausbildung jeweils neuer Funktionen bestimmt ist: komische Verfremdung, Idyllisierung, soziale Charakteristik, Protest, Sprachspiel. Der Verfasser ist Professor für empirische Kulturwissenschaft
an der Universität Tübingen. Erstveröffentlichung in: Der Deutschunterricht 85 (1983), Heft 2, S. 75-85.