Kollektiverziehung

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-39900
http://hdl.handle.net/10900/47630
Dokumentart: Wissenschaftlicher Artikel
Erscheinungsdatum: 1974
Originalveröffentlichung: Wörterbuch der Erziehung / hrsg. von Christoph Wulf, S. 328-334
Sprache: Deutsch
Fakultät: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Erziehungswissenschaft
DDC-Klassifikation: 370 - Erziehung, Schul- und Bildungswesen
Schlagworte: Kollektiverziehung
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

I. Der Begriff des Kollektivs und seine Verwendung Der Begriff »Kollektiv« (urspr. lat. collectivum = Angesammeltes) hat in den Sozialund Verhaltenswissenschaften westlicher Länder keinen festen Platz gefunden. Obwohl er bei einzelnen Vertretern der Soziologie zur Kennzeichnung fortgeschrittener Vergesellschaftungsformen (Dürkheim), von Körperschaften und Trägern von Dauerwerten (»abstrakte Kollektiva« bei L. von Wiese) oder von spezifischen, z.B. auf das Arbeitsleben bezogenen Gruppen und Organisationen (C. Münster) und in der Sozialpsychologie zur Kennzeichnung von Massenphänomenen (Soziologie und Psychologie des kollektiven Verhaltens im Anschluß an Le Bon u. a.) Verwendung gefunden hat, ist der Kollektivbegriff weitgehend ein polemisch gefärbter Gegenbegriff zu Individuum und Persönlichkeit geblieben, der persönliche Freiheit ausschließt. Die scharfe Gegenüberstellung von Individualismus und Kollektivismus, von der L. von Wiese gesagt hat, sie sei ein »künstlich geschaffener Gegensatz«, ist doch in starkem Maße kennzeichnend für die abendländische Geistesgeschichte, und zwar im Sinne einer tendenziell isolierten Betrachtung und Betonung der individuellen Persönlichkeit. Im Bereich der Pädagogik implizierte dies u. a. die Hervorhebung von »Innerlichkeit« und die Abwehr gesellschaftlichen und staatlichen Einflusses auf die Erziehung (vgl. z. B. Rousseau). Die Gegenposition von Plato, Fichte u. a., die eine außerhäusliche Staatserziehung propagierten, ist bis ins 20. Jahrhundert hinein ebenso wenig kennzeichnend geblieben wie die vermittelnde Position von Schleiermacher, später von Litt u. a. oder die dialektische Auffassung von Marx, nach der »erst in der Gemeinschaft mit anderen jedes Individuum die Mittel (hat), seine Anlagen nach allen Seiten hin auszubilden; erst in der Gemeinschaft wird also die persönliche Freiheit möglich« (MEW 3,74).

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