Inhaltszusammenfassung:
Die Studie untersucht das Phänomen des Autorenschmucks, eine recht junge und bisher wenig erforschte Sparte der Schmuckgestaltung, die gewissermaßen zwischen den einzelnen Gattungen der Künste zu schweben scheint. Der Autorenschmuck wird von den ausgeprägten individuellen gestalterischen Handschriften seiner Goldschmiede bestimmt, die ihn zwischen Kunst-Sein und Schmuck-Bleiben oszillieren lassen. Dieses „Zwischen den Stühlen“ gilt es systematisch mit dem zentral gesetzten Begriff der Körperwiderständigkeit zu beschreiben und zu analysieren. Zunächst wird die Körperwiderständigkeit als hervorstechendes Merkmal und systematische Beschreibungskategorie des Autorenschmucks an dem Schaffen des Jugendstil-Goldschmieds und Vorläufers René Lalique eingeführt und spezifiziert. Darauf aufbauend werden anhand exemplarischer Ausstellungsprojekte bedeutende Arbeiten des Autorenschmucks chronologisch vorgestellt und auf ihre Körperwiderständigkeit hin untersucht. Diese äußert sich auf der formalen und inhaltlich-symbolischen Ebene in einer an den Bildkünsten orientierten Produktionsästhetik wie der Auseinandersetzung mit der modernen Plastik oder der Ausbildung einer selbstreflexiven Vorgehensweise, die wiederum dazu führt, dass die Schmuckstücke eher wie Kunstwerke rezipiert statt tatsächlich gebraucht und getragen werden. Somit lässt die zwischen Kunst-Sein und Schmuck-Bleiben changierende Körperwiderständigkeit den menschlichen Körper als genuinen Bestimmungsort von Schmuck nicht unhinterfragt. Wie abschließend dargelegt wird, versucht der Autorenschmuck vielmehr eine Neubestimmung des Verhältnisses von Schmuckobjekt und Träger(körper). Statt als schmückendes Beiwerk den sozialen Status des Trägers zu unterstreichen, ermöglicht die Körperwiderständigkeit des Autorenschmucks eine ästhetische Erfahrung, die auf dem Erleben seines gleichzeitigen Kunst-Seins und Schmuck-Bleibens basiert.