Inhaltszusammenfassung:
Die extrahepatische Gallengangatresie (EHBA) ist eine ätiologisch ungeklärte Erkrankung, charakterisiert durch eine fibrosklerotische Obstruktion des extrahepatischen Gallengangs, die sich einzigartig nur in den ersten Lebensmonaten präsentiert. Sie ist der häufigste Grund für ein chronisches Leberversagen beim Kind und die führende Indikation für eine Lebertransplantation im Kindesalter. Als mögliche Ursache werden eine peri- bzw. postnatale Läsion, ein pränatale Fehlentwicklung oder eine genetische Disposition postuliert.
Die Arbeitshypothese bestand in der Annahme, dass bestimmte Viren eine immunologische Antwort induzieren, die in der Folge zu einer Gewebereaktion führen und eine Obstruktion der Gallengänge auslösen.
Um die Hypothese einer viralen Co-Genese der EHBA zu überprüfen, infizierten wir neugeborene Balb/c Mäuse in den ersten 24 Stunden postnatal mit vier verschieden Viren, REO-Virus Typ3(T3C87), REO SA- (T3SA-) und REO SA+ (T3SA+). Nach acht Tagen sezierten wir die Mäuse und entnahmen Gewebeproben zum Nachweis von CD4+ Lymphozyten als Indikatoren einer viralen Immunantwort.
Bei Infektion mit den Viren T3SA- und T3SA+ konnten keine entsprechend signifikanten Erhöhungen der CD4+ Lymphozyten im Gewebe festgestellt werden. Bei Infektion mit dem Virus T3C87 ergab sich lediglich ein fraglich positiver Befund.
Zusätzlich führten wir bei allen Viren einen ANA-Test durch. Hier zeigte sich bei gepoolten Seren ein positiver Nachweis von Autoantikörpern als mögliche Immunreaktion.
Ein positiver Leukozytennachweis konnte mittels HE-Färbung in zwei von drei Präparatgruppen nachgewiesen werden. Die vom Robert-Koch-Institut in Berlin durchgeführte PCR-Untersuchungen ergaben einen direkten Virusnachweis in allen mit Virus infizierten Präparaten. Unter der Zusammenschau aller untersuchten Teilaspekte kann man zum einen eine deutliche Gewichtsabnahme der Mäuse nach Applikation des Virus beobachten. Dazu kommt noch der direkte Virusnachweis mittels PCR. Somit konnte mit der vorliegenden Arbeit Indizien dafür gefunden werden, dass in den Lebergeweben von BALB/C Mäusen eine Immunantwort auf die getesteten Viren stattgefunden hat.