Inhaltszusammenfassung:
Hintergrund
Im Rahmen herzchirurgischer Operationen kommt es mit zunehmendem Alter zu einer Zunahme von Morbidität und Mortalität. Zur Reduktion von Schmerzen und Operationstrauma wurden minimalinvasive Operationstechniken für Aortenklappeneingriffe entwickelt. Allerdings gibt es eine Vielzahl von kontroversen Erkenntnissen bezüglich des minimalinvasiv-chirurgischen Aortenklappenersatzes (MIC-AKE). Das Ziel dieser Studie war der Vergleich vom MIC-AKE mit dem konventionellen Aortenklappenersatz (konventioneller AKE) unter besonderer Berücksichtigung der Lebensqualität.
Methoden
In dieser retrospektiven Studie untersuchten wir alle Patienten mit elektivem isolierten Aortenklappenersatz von April 2007 bis März 2008 (n=177) in der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie des Robert-Bosch-Krankenhauses, Stuttgart. Die Patienten der MIC-AKE Gruppe (n=90) erhielten eine partielle, obere L-förmige Sternotomie; die Patienten in der Gruppe des konventionellen AKE (n=87) erhielten eine komplette Sternotomie. Von 129 Patienten (MIC-AKE n=68 und konventionelle AKE n=61) konnte die Lebensqualität mittels des Short Form Health Survey (SF-36) sowie beigefügten klappenbezogenen Fragen erhoben werden (loss of follow up von 48 Patienten). Die demographischen Daten der beiden Gruppen erwiesen sich als vergleichbar (MIC-AKE versus konventionelle AKE: Alter: 73,1±9,4 vs. 72,4±8,6 Jahre, p=0,167, NYHA 2,6±0,7 vs. 2,7±0,8, p=0,322, BMI 27,9±4,2 vs. 27,0±4,7 kg/m2).
Ergebnisse
Der Anteil der im Krankenhaus Verstorbenen betrug in der MIC-AKE Gruppe 2,2% versus 6,9% in der Gruppe des konventionellen AKE (p=0,136). Aortenklemmzeit (64,7±40,6 vs. 75,5±38,0 min, p=0,281), kardiopulmonale Bypasszeit (94,3±27,5 vs. 113,4±60,0 min, p=0,151) sowie die gesamte Operationsdauer (168,7±40,6 vs. 195,9±86,4 min, p=0,137) fielen in der Gruppe MIC-AKE kürzer aus; allerdings ohne statistische Signifikanz. Nicht signifikante Verkürzungen der Gruppe MIC-AKE ergaben sich für die Aufenthaltsdauer auf Intensivstation (1,9±1,2 vs. 3,7±7,1 Tage, p=0,224) sowie für die Gesamtliegedauer (11,6±5,3 vs. 12,4±8,5 Tage, p=0,743). Die Patienten nach konventionellem AKE stuften ihre Lebensqualität in beinahe allen Domänen des SF-36 niedriger ein (MIC-AKE vs. konventionelle AKE: Körperliche Funktionsfähigkeit 71,0±24,1 vs. 58,3±31,0, p=0,039; Körperliche Rollenfunktion 50,0±41,3 vs. 34,9±41,6, p=0,050; Körperliche Schmerzen 76,1±28,4 vs. 64,6±29,5, p=0,027; Allgemeine Gesundheit 64,8±21,4 vs. 55,2±20,4, p=0,009; Vitalität 59,1±21,1 vs. 45,7±23,6, p=0,003; Soziale Funktionsfähigkeit 81,1±23,8 vs. 67,7±27,2, p=0,005; Emotionale Rollenfunktion 63,5±45,5 vs. 48,3±45,5, p=0,061; Psychisches Wohlbefinden 73,8±20,7 vs. 64,6±22,4, p=0,028).
Schlussfolgerung
Die minimalinvasive Operationsmethode hat sowohl auf die intra- und perioperativen Ergebnisse als auch auf die Lebensqualität von Patienten nach Aotenklappenersatz einen günstigen Einfluss.