Inhaltszusammenfassung:
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sollte erfasst werden, ob und wenn ja in welchem Ausmaß die Diagnose „posttraumatische Gonarthrose“ die mittelfristigen Ergebnisse des künstlichen Gelenkersatzes beeinflusst. Zusätzlich sollte geklärt werden, ob die Art des Traumas oder das Alter des Patienten beim Unfall oder zum Zeitpunkt der Operation einen Einfluss auf diese Ergebnisse aufweist.
Dazu wurden 60% von 104 in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik an der Universität Tübingen aufgrund dieser Diagnose implantierten Prothesen anhand bewährter Scoringsysteme wie dem Score der American Knee Society, dem Oxford Knee Score (mit maximal 48 Punkten) und dem FFbH-OA (2.0) nachuntersucht und der Verbleib von 25 weiteren geklärt (loss to follow up = 16 %). Der mediane Nachbeobachtungszeitraum betrug 4,35 (0,4-9,8) Jahre. Zusätzlich erfolgte eine radiologische Auswertung und die Patienten selbst bewerteten ihre Zufriedenheit mittels eines Notensystems von „äußert zufrieden“ (=1) bis „unzufrieden“ (=5).
Im FFb-H-OA (2.0) fand sich ein Durchschnittswert von 72,49, für den Oxford Knee Score ergaben sich durchschnittlich 36,45 Punkte und für den Score der American Knee Society 62,77 (sehr gut oder gut bei 11 Gelenken), sowie ein Funktionswert 80,48 (sehr gut oder gut bei 38 Gelenken), der Gesamtwert nach American Knee Society Score betrug 143,26.
87,10% der nachuntersuchten Prothesen wiesen radiologisch keinen Anhalt für eine Lockerung auf. Die 5-Jahres-Überlebensrate betrug 92%, aus der statistischen Auswertung der Überlebenskurve ergab sich ein Median von 25 Jahren, d.h. nach 25 Jahren ist zu erwarten, dass die Hälfte der Prothesen ausgetauscht wurden. Es fand sich keine erhöhte Rate intra- oder direkt postoperativer Komplikationen.
Bei der Beurteilung der Verletzungsmechanismen macht eine Fraktur des Tibiakopfes den Gelenkersatz früher erforderlich und schien ein etwas schlechteres Ergebnis nach sich zu ziehen, als dies bei reinen Band- oder Meniskusverletzungen der Fall ist (statistisch signifikanter Unterschied in der Dauer zwischen Trauma und OP rund 11 Jahre, p=0,0447; AKS-Gesamtscore 133 vs 144). Ebenso schien die operative Primärversorgung der konservativen Primärversorgung bezüglich der funktionellen Ergebnisse leicht überlegen Für das weibliche Geschlecht fiel eine signifikant geringere Zeitdauer von Trauma bis OP auf (p=0,004), ebenso fanden sich etwas schlechtere postoperative Ergebnisse. Kein Einfluss fand sich für das Alter bei Trauma oder das Alter bei der Prothesenimplantation. Einen positiven Einfluss jedoch schien die Einführung der navigationsgestützten Implantationstechnik aufzuweisen, die Ergebnisse imponierten besser als bei konventioneller Implantation (AKS-Gesamtscore 146 vs. 141), wobei dies statistisch nicht signifikant und somit nur als Trend zu werten ist, auch die postoperative Bandstabilität scheint positiv beeinflusst zu werden. Bezüglich der Funktion und des Schmerzgrades berichtete die überwiegende Mehrheit der Patienten eine deutliche Besserung, so waren auch 50% mit dem Ergebnis der Operation „äußerst zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ und lediglich 3% „unzufrieden“.
Im Vergleich zur allgemeinen Literatur legt diese Arbeit nahe, dass sich die Diagnose „posttraumatische Arthrose des Kniegelenkes“ negativ auf die Resultate der eingebrachten Endoprothesen auswirkt, für das spezielle Patientenkollektiv liegen sie im Rahmen des Vorbeschriebenen. Der Patient ist deshalb über die spezielle Situation aufzuklären, die Indikation für den alloplastischen Gelenkersatz sollte eng gestellt werden.
Abstract:
Total knee arthroplasty is an effective method of the treatment of end-stage arthritis. However, for patients with posttraumatic arthritis of the knee joint there is a higher complication rate and a poorer overall outcome compared to primary total knee arthoplasty. In the current study, we examined the radiological and clinical outcome after total knee arthroplasty in patients with posttraumatic arthritis after severe injury to the knee joint.
Using the Oxford Knee Score, we examined 60% of 104 total knee replacements implanted in the BG trauma center at the University of Tuebingen. We also applied the Score of the American Knee Society and the FFBH-OA (2.0). The average follow-up period was 4.35 years (0.4-9.8), the loss of follow-up was 16%.
The average Oxford Knee Score was 36.45, the FFBH-OA 72,49 and the American Knee Society Score 143.26 (functional score 80.48 – AKS Score 62.77). 87.1% of the cases had no radiolucent lines or signs of failure. The 5 year survival rate was 92%. There were no significant differences between the intra- and immediate postoperative complications.
In patients with posttraumatic arthritis of the knee joint, there was a poorer outcome with fractures of the tibia head (AKS-Score in total: 133 vs. 144, not significant), the time in between trauma and operation was significantly shorter (p=0,0447) compared to other injuries. A primary operative treatment of the injury seemed to have a better functional result than conservative (not significant). Women showed a significantly shorter time between trauma and implantation of the prosthesis (p=0,0024). There was no influence of the age of the patient on the outcome.
Posttraumatic arthritis may affect the results of total knee arthroplasty in a non-favourably way when comparing our results to the literature. The patient should be informed about the special situation (even if there is in many cases no other surgical option) and the indication to total knee arthroplasty in cases with posttraumatic arthritis should be considered carefully.