Inhaltszusammenfassung:
Die Phosphatidylinositol-3-Kinase spielt eine essentielle Rolle in einer Vielzahl zellulärer Funktionen wie Proliferation, Migration, Angiogenese und Zelltod. Als ein wichtiger Regulator des Zellüberlebens stellt sie zudem einen direkten Gegenspieler der Apoptose dar. Wie kürzlich nachgewiesen werden konnte, findet sich eine konstitutive Aktivierung der PI(3)K in verschiedenen humanen Tumoren wie beispielsweise dem Prostata-, Ovarial- oder Bronchialkarzinom. Daher stellt die Inhibition dieses Signalweges eine viel versprechende Option für zukünftige Behandlungen maligner Erkrankungen dar.
Das Nierenzellkarzinom (NZK) ist ein besonders therapieresistenter Tumor, an dem jährlich weltweit bis zu 100.000 Menschen sterben. Die Erstlinien-Standardtherapie dieses Malignoms erwies sich bisher als weitgehend erfolglos. Auch der Einsatz von Zytokinen wie IL-2 oder IFN-alpha brachte nur eine geringe objektive Ansprechrate von etwa 10-20%. Da eine erhöhte Aktivität des PI(3)K/AKT-Signalweges in einem Großteil der Nierenzellkarzinome beschrieben wird, sollten in dieser Arbeit die molekularen Folgen einer Hemmung der PI(3)-Kinase und die antineoplastische Effektivität von LY294002, einem spezifischen Inhibitor dieses Enzyms, bei Nierenzellkarzinomen untersucht werden.
Es konnte gezeigt werden, dass die Inkubation von NZK-Zellen mit LY29002 die Sekretion der Wachstums- und angiogenetischen Faktoren IL-6 und VEGF über eine Beeinflussung der Expression von RelB und HIF-1alpha inhibiert. Darüber hinaus wurde infolge der Stimulation der malignen Zellen mit LY294002 eine Induktion der Apoptose in allen verwendeten NZK-Zelllinien beobachtet. Um die molekularbiologischen Folgen einer Induktion des programmierten Zelltodes mit LY294002 zu analysieren, wurden Jurkat-Zellklone verwendet, die entweder defizient für wichtige Proteine im Rahmen der Weiterleitung des apoptotischen Signals waren oder Bcl-2, ein antiapoptotisch wirksames Molekül, überexprimierten. In den durchgeführten Experimenten konnte kein Effekt von LY294002 auf die Apoptose von Caspase-8- und FADD-defizienten Zellen im Vergleich zu ihren Vektor-Kontrollzellen nachgewiesen werden. Gegensätzlich hierzu waren Tumorzellen die Bcl-2 überexprimierten oder defizient für Caspase-9 waren, resistent gegenüber einer Apoptose-Induktion mittels PI(3)K-Inhibition. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Inhibition durch LY294002 zu einer mitochondrial-vermittelten, unabhängig des extrinsischen Singalweges erfolgenden Apoptose führt. Dem entspricht auch die Beobachtung, dass die Inkubation mit LY294002 zu einer konzentrationsabhängigen Spaltung von PARP, einem wichtigen DNA-Reperatur-Gen, in den FADD- und Caspase-8-defizienten, nicht aber in den Bcl-2-übexprimierenden oder Capase-9-defizienten Jurkatzellen, führte. Zudem konnte durch eine gemeinsame Verwendung von LY294002 und TRAIL bzw. Etoposid in der Behandlung von Jurkat-Zellen eine erhöhte Rate des apoptotischen Zelltodes erreicht werden. Erstaunlicherweise steigerte die gleichzeitige Stimulation der Zellen mit LY294002 und TRAIL die Apoptose auch in den ursprünglich LY294002-resistenten, Caspase-9-defizienten Jurkat-Zellen.