Inhaltszusammenfassung:
In Deutschland erleiden über 15.000 Menschen jährlich eine akute, idiopathische, sensorineurale Schwerhörigkeit ("Hörsturz"). Der derzeitige Stand der medikamentösen Therapie bei akuten und chronischen Innenohrerkrankungen ist unbefriedigend. Ziel dieser Untersuchung war es, Patientengruppen zu identifizieren, welche für die Prüfung neuer Therapien im Rahmen klinisch kontrollierter Studien aus klinischen und statistischen Gesichtspunkten geeignet sind. Dafür wurde bei Patienten mit akutem, idiopathischem, sensorineuralem Hörverlust und mit akuter, idiopathischer, einseitiger Ertaubung sowie ausbleibender Hörerholung nach einer Standardtherapie die Hörschwelle im kurzzeitigen und langfristigen Verlauf beobachtet. Anhand der beobachteten Hörschwellenerholungen wurden Fallzahlberechnungen für klinische Studien für verschiedene Patientengruppen und für verschiedene Signifikanzkriterien berechnet. Nach einer guten Prognose für eine Verbesserung der Hörschwelle im kurzzeitigen Spontanverlauf blieb bei einer Vielzahl von Patienten im Langzeitverlauf das Hörvermögen auf dem erkrankten Ohr im Mittel erheblich eingeschränkt. Bei einer kurzfristigen Beobachtung ergaben sich unterschiedliche Verläufe der Hörerholung für hochgradige Hörminderungen im Vergleich zu akuten Ertaubungen. Das Verteilungsmuster der Hörerholung bestimmt die Fallzahlberechung für klinische Studien erheblich. Bei der Planung neuer Studien muss deshalb darauf geachtet werden, dass sich je nach Schweregrad des Hörverlustes verschiedene Verlaufsmuster ergeben. Eine mögliche neue und effektive Therapiemethode stellt die lokale Innenohrtherapie mittels eines temporär implantierten Rundfenstermikrokatheters dar, über den Medikamente (wie z.B. Kortikosteroide) gezielt an die Rundfenstermembran des Innenohres gebracht werden können. Die Ergebnisse der Therapie von dreizehn im Rahmen individueller Heilversuche mit dieser Methode behandelten Patienten zeigte Vorteile dieser Therapie im Vergleich zum Spontanverlauf zumindest im kurzfristigen Beobachtungsintervall und bei Betrachtung des prozentualen Hörverlustes nach Röser. Im langfristigen Verlauf zeigten sich im Hinblick auf die Erholung der durchschnittlichen Hörschwelle kaum Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne lokaler Innenohrtherapie. Hervorzuheben ist jedoch, dass Patienten, bei denen keine Dislokation der Katheterspitze auftrat eine erhebliche Verbesserung der Hörschwelle im Vergleich zur historischen Kontrollgruppe zeigten. Bei der Behandlung von Patienten mit einem temporär implantierten Mikrokatheter muss darauf geachtet werden, dass ein technisch optimaler Behandlungsverlauf ohne Katheterdislokationen gewährleistet wird.