Auswanderung : Ursachen, Motive, Ziele

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URI: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-45371
http://hdl.handle.net/10900/44077
Dokumentart: Article
Date: 1987
Source: Von Affinstätten zu Affstätt : 700 Jahre Geschichte eines Dorfes im Gäu / [Hrsg.: Stadt Herrenberg]. - Herrenberg : Stadt Herrenberg, [1987]
Language: German
Faculty: 9 Sonstige / Externe
Department: Sonstige/Externe
DDC Classifikation: 914.3 - Geography and travel (Germany)
Keywords: Affstätt , Auswanderung , Geschichte
License: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

War Württemberg in den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg ein ausgesprochenes Einwanderungsland, das vor allem Schweizer anzog, die in dem durch Krieg und Seuchen dezimierten Land mit seinen verlassenen Höfen und Ackern ein besseres Auskommen zu finden hofften als in ihrer übervölkerten Heimat, so suchten im 18. Jahrhundert immer mehr Württemberger ihr Glück im Ausland, ja für das 19. Jahrhundert kann sogar von einer Massenauswanderung gesprochen werden. Allein in den Jahren zwischen 1815 und 1871 wanderten mindestens 400 000 Menschen aus Württemberg aus. Die Ursachen hierfür sind vor allem in einer allgemeinen Bevölkerungszunahme zu erblicken, die auch für Affstätt festzustellen ist. Hatte der Ort im Jahr 1800 261 Einwohner, so waren es 1853 378 und 1895 gar 440. Neuerungen in der Landwirtschaft wie etwa der Kartoffelanbau, die Gipsdüngung, der Anbau der Brache mit Futterpflanzen und die damit verbundene Stallfütterung in den Sommermonaten, die sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts durchzusetzen begannen, führten zwar zu einer Steigerung der Erträge, doch konnten Produktion und Produktivität in der Landwirtschaft ebensowenig wie im gewerblichen Bereich mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten. Massenarmut und Unterversorgung insbesondere in Realteilungsgebieten, zu denen auch Affstätt gehörte, waren die Folge. Hier bewirkte nämlich das Erbrecht eine Aufsplitterung des Besitzes, immer mehr Haushalte mußten sich den nicht beliebig vermehrbaren Boden teilen, immer weniger Haushalte hatten so genügend Land, um davon leben zu können. Das Handwerk bot nur beschränkt die Möglichkeit, sich damit den Lebensunterhalt zu verdienen. Viele dörfliche Handwerksberufe wie Schmiede, Wagner oder Bäcker waren „übersetzt", d. h. es gab im Verhältnis zum Bedarf zu viele, die das jeweilige Handwerk ausübten, und das weit verbreitete Weberhandwerk bekam in zunehmendem Maße die Konkurrenz der ausländischen Industrie zu spüren. Eine nennenswerte einheimische Industrie, in der Arbeit zu finden gewesen wäre, war zunächst nicht vorhanden.

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