Inhaltszusammenfassung:
Einleitung: Der idiopathische Normaldruckhydrocephalus ist aufgrund der ge-ringen Prävalenz eine Erkrankung mit bisher noch nicht voll verstandener Pa-thogenese. Die bestehenden Studien beinhalten meist nur eine geringe An-zahl an Probanden, sodass meist keine fundierte Aussage über die Aussage-kraft der Diagnostik hinsichtlich des Outcomes getroffen werden kann.
Patienten und Methoden: Es erfolgte, basierend auf DRG-Codes von 2010-2016, die Selektion von 298 Patienten, bei denen der Verdacht auf einen idio-pathischen Normaldruckhydrocephalus (iNPH) gestellt wurde. Bei 161 Patien-ten erfolgte nach leitliniengerechter Diagnostik mittels Spinal-Tap-Test (STT) oder einer mehrtägigen Lumbaldrainage (LD) die operative Therapie mittels eines ventrikuloperitonealen Shunts (VP-Shunt). Hierbei wurde präoperativ zwischen einer objektivierbaren Verbesserung (relative Verbesserung der Gangprobe bzw. kognitiven Testung nach STT/LD >15 %) und einer subjekti-ven Verbesserung (Verbesserung <15 %) unterschieden. Retrospektiv wurde das entsprechende Outcome (Kurzzeitoutcome: 3-6 Monate postoperativ, Langzeitoutcome: 2-3 Jahre postoperativ) durch Analyse der Patientenakten und statistischer Auswertung mittels Excel und SPSS ausgewertet. Ergänzt wurde die Studie durch einen anonymen Patientenfragebogen zur Erfassung der postoperativen Lebensqualität.
Ergebnisse: Die Studie ergab, dass sich 94 % der Patienten postoperativ in mindestens einem der präoperativ angegebenen Symptome verbessern. Das beste Ansprechen wies hierbei die Gangstörung auf (Kurzzeitoutcome: 79 %, Langzeitoutcome 61 %), das schlechteste Ansprechen die kognitive Funktion (Kurzzeitoutcome: 41 %, Langzeitoutcome: 32 %). Eine Verbesserung ohne Restsymptomatik ist selten. Im weiteren Krankheitsverlauf zeigt sich jedoch eine Verschlechterung der Symptomatik. Die Analyse des Outcomes zeigt zu-dem, dass es zwar einen statistischen Trend, jedoch keinen statistisch signifi-kanten Unterschied zwischen einer objektiven und einer subjektiven Indikati-on hinsichtlich des postoperativen Outcomes gibt (Mann-Whitney-U-Analyse, p = 0,051).
Schlussfolgerung: Die operative Therapie des iNPH mittels eines VP-Shunts führt zu einer deutlichen Verbesserung der klinischen Symptomatik. Es gibt keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen einer objektivierbaren und subjektiven Verbesserung nach dem STT/LD hinsichtlich des Outcomes. Eine operative Therapie bei subjektiver Verbesserung, ohne die in der deut-schen Leitlinie empfohlene Verbesserung von mind. 20 % in der Diagnostik, sollte dem Patienten angeboten werden. Die Entwicklung besserer Diagnos-tikmethoden sollte erfolgen.