Inhaltszusammenfassung:
Historische Briefe erscheinen wie „Fetzen“ vergangener Gespräche, wie Fenster in frühere Lebenswelten. Dieser Band widmet sich in zwei Studien Briefbeständen aus dem Nachlass einer württembergischen Familie vom Beginn des 20. Jahrhunderts
im Archiv der Alltagskultur des Ludwig-Uhland-Instituts.
Ortrun Vödisch legt ihren Fokus auf die Briefkommunikation der schwäbischen Pfarrfamilie Schlipf mit dem Sohn Ernst, einem jungen Künstler. Sie beschreibt, wie das familiäre Netzwerk, von Erziehungsbemühungen bis zu Praktiken der Fürsorge, über das
Medium Brief ausgehandelt und aufrechterhalten wird. Rebekka Schlee nimmt dagegen die Briefe und Fotografien der wohlhabenden Schweizer Migrantin Adrienne Piaget an den Künstler Ernst Schlipf in den Blick. Piaget war 1905 mit ihrem Mann nach Chile ausgewandert. Schlee spürt dem Selbstverständnis der jungen Frau nach und legt koloniale Denkmuster in den Briefen und beigelegten Fotografien frei.
Im Anhang des Bandes befinden sich zahlreiche Transkripte der Originalbriefe.