Inhaltszusammenfassung:
Ganglien sind mit Mucin gefüllte, gutartige Raumforderungen, die in Verbindung
zu einer Gelenkkapsel stehen und in den meisten Fällen am Handgelenk
lokalisiert sind. Die allgemeine Inzidenz von Handgelenksganglien ist unbekannt,
wobei eine altersabhängige Häufung im zweiten und vierten Lebensjahrzent
sowie bei Frauen zu beobachten ist. Die Lebenszeitprävalenz wird auf bis zu 50%
geschätzt. Ätiologie und Pathogenese von Handgelenksganglien sind bis heute
nicht vollständig geklärt. Handgelenksganglien werden meist klinisch
diagnostiziert und bedürfen nur in Ausnahmefällen einer über eine
sonographische Untersuchung hinausgehenden bildgebenden Diagnostik.
Schmerzen und Bewegungseinschränkungen gehören zu den häufigsten von
Patientinnen und Patienten berichteten Symptomen. Die Therapie von
Handgelenksganglien umfasst konservative als auch operative Methoden,
inklusive der offenen oder arthroskopischen Resektion. Rezidive von
Handgelenksganglien treten vor allem bei konservativer Therapie häufig auf.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die offene Handgelenksganglien-
resektion hinsichtlich Rezidivraten, Patientinnen- und Patientenbewertung sowie
der Veränderung der von Patientinnen und Patienten angegebenen
Beschwerden zu evaluieren. Ein weiteres Ziel ist es, mögliche Prädiktoren für das
Auftreten von Rezidiven von Handgelenksganglien nach offener Resektion zu
identifizieren.
In die vorliegende retrospektive Studie wurden Patientinnen und
Patienten eingeschlossen, die im Zeitraum von Januar 2003 bis Dezember 2010
in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen an einem
Handgelenksganglion operiert worden waren. Neben einer Auswertung der
Patientinnen- und Patientenakte umfasste die Datenerhebung Fragebögen an
und Interviews mit den Patientinnen und Patienten, sowie eine klinische
Nachuntersuchung. Die gesammelten Daten wurden sowohl deskriptiv
ausgewertet als auch hinsichtlich Gruppenunterschieden statistisch analysiert.
Mögliche Prädiktoren für das Auftreten von Rezidiven wurden mittels univariater
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logistischer Regressionsmodelle untersucht. Ergänzt wurde die Datenerhebung
und -auswertung durch eine systematische Literarturrecherche.
Im Rahmen dieser Arbeit konnten vollständige Datensätze von 70
Patientinnen und Patienten mit einem durchschnittlichen Alter von 40,6 Jahren
und einem Frauenanteil von 62,9% ausgewertet werden. Schmerzen und
Bewegungseinschränkungen stellten die hauptsächlichen Anlässe für die
Ganglienresektion dar. Alle Ganglien konnten komplikationslos operativ reseziert
werden. Hinsichtlich der Schmerzen in Ruhe als auch bei Belastung zeigte sich
eine signifikante Reduktion im post- zu präoperativen Vergleich. Keine statistisch
signifikanten Unterschiede fanden sich bezogen auf postoperative
Bewegungseinschränkungen und die grobe Griffkraft des operierten
Handgelenks im Vergleich zu dem nicht-operierten Handgelenk. Die mittels
DASH-Score erfassten postoperativen Einschränkungen im Alltag fielen niedrig
aus und eine postoperativ vorliegende Hyperlaxität des Handgelenks wurde bei
knapp einem Fünftel der Patientinnen und Patienten festgestellt. Des Weiteren
fiel die mittels POSAS-Scores beurteilte Operationsnarbe in über 90% der Fälle
unauffällig aus. Die Rezidivrate des Ganglions bezogen auf den gesamten
Nachbeobachtungszeitraum lag bei 18,6%. Statistisch signifikante Prädiktoren
für das Auftreten eines Rezidivganglions konnten nicht identifiziert werden. Mehr
als 94% der Patientinnen und Patienten gaben an, sich auch in Zukunft in der
Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen an einem Handgelenks-
ganglion operieren lassen zu wollen.
Die in dieser Arbeit untersuchte offen chirurgische Ganglionexzision am
Handgelenk wies eine niedrige Komplikationsrate, eine moderate Rezidivrate
sowie eine hohe Patientinnen- und Patientenzufriedenheit auf. Für diese
Therapiemodalität sprechen geringe postoperative Einschränkungen in Bezug
auf das Bewegungsausmaß des Handgelenks und die Kraftentwicklung. Das
Risiko einer ästhetisch störenden oder schmerzhaften Operationsnarbe war
ebenfalls gering. In Zusammenschau der Ergebnisse und unter Berücksichtigung
der allgemeinen Limitationen einer retrospektiven Studie, kann den Patientinnen
und Patienten eine offen-chirurgische Handgelenksganglionexzision weiterhin
empfohlen werden.