Jüdisches Leben in Deutschland – Schützt die Erinnerungskultur vor Antisemitismus? Teil 1

Autor(en): von Hauff, Nicolas
Moderation: von Hauff, Nicolas
Redaktion: Hägele, Ulrich
Sendedatum: 2024-03-10
Weitere Ausstrahlungen: 2024-03-13
Länge: 01:00:00
Programmplatz: Microeuropa
Archiv-Nr.: 522
Thema: 01 Der Antisemitismus in Deutschland hat wieder Teil der Gegenwart. Das ist die traurige Realität der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden. Sie müssen Anfeindungen an Schulen und in Universitäten fürchten und werden zur Zielscheibe, sollten sie mit ihrer Kippa in der Öffentlichkeit auftreten. Nicolas von Hauff sprach im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit mit vier jüdisch-stämmigen Menschen über ihre antisemitischen Erfahrungen. Außerdem fragte er sie nach ihrer Einstellung zur deutschen Erinnerungskultur. 02 Samuel Traub ist einer der vier jüdischen ProtagonistInnen. Er studiert in Wien Medizin und engagierte sich bereits in der Jugendarbeit der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs. „Wenn man nicht jüdisch ist, dann kann man halt nicht verstehen, was es bedeutet, Antisemitismus ausgesetzt zu sein.“ Mit dieser Aussage verdeutlicht Samuel seine eigenen Erfahrungen und die seiner jüdischen Mitmenschen in Deutschland. Als "Scheiß-Jude" bezeichnet zu werden, war dabei eine von Samuels erlebten antisemitischen Erniedrigungen. Die Drohbriefe an Regina Kamschitzki und ihre Familie zeigen wiederum eine andere abscheuliche Form des Antisemitismus in Deutschland auf. 03 Man stelle sich einmal vor: Da steht ein siebenjähriger Junge am Morgen des 10. November 1938 vor der brennenden Synagoge am Frankfurter Börneplatz. Von jetzt auf gleich ist dieser Junge als Jude gebrannt markt, obwohl er dachte er sei Katholik. Er wird fortan auf der Straße von den anderen Jungs beschimpft, verprügelt und angespuckt und er muss das ertragen ohne sich wehren zu dürfen. Zu allem Übel wird er auch noch in das Konzentationslager Theresienstadt deportiert und überlebt glücklicherweise. Was klingt wie eine erfundene Story für einen Film-Blockbuster, ist das Schicksal von Helmut „Sonny“ Sonneberg. Nicolas von Hauff besuchte das Frankfurter Ur-Gestein im Sommer 2022 zu einem seiner letzten Interviews in seinem zweiten Wohnzimmer, dem Fußballstadion von Eintracht Frankfurt. Sonny starb am 10. Februar 2023 mit 91 Jahren. 04 Susanne Jakubowski arbeitete als Architektin, Regina Kamschitzki leitet als studierte Waldorfpädagogin das Jugendzentrum „Halev“ der jüdischen Gemeinde in Stuttgart. Beide Frauen setzen sich in ihrem Alltag für ein sichtbares und offenes Judentum in der deutschen Gesellschaft ein. Regina Kamschitzki versucht dabei, die ihr anvertrauten jüdischen Kinder zu selbstbewussten und toleranten Menschen zu erziehen. Susanne Jakubowski engagiert sich ehrenamtlich für den Dialog der Religionen und gegen Antisemitismus. Als Mitglied der Repräsentanz der Israelitischen Religionsgemeinschaft und als jüdische Vertreterin im interreligiösen Rat der Religionen in Stuttgart ist ihr Anspruch klar: Das jüdische Leben den unwissenden Menschen näherbringen. Denn Unwissenheit ist der Nährboden für Antisemitismus.
Klassifikation: Geschichte
Gesellschaft
Aufnahmedatum: 2023-04-12
Form: Live-Aufzeichnung, geschnitten
Musikstücke: 01 Frederic Rzewski – The People United Will Never Be Defeated! daraus das Thema With determination (1975, Aufnahme von 2015) 02 Viktor Ullmann – Streich Quartett Nr. 3 (1943, Aufnahme von 2015) 03 Naomi Schemer ¬ Yerushalaim Shel Zahav (Jerusalem of Gold) (1967, Aufnahme von 1993) 04 Friedrich Hollaender ¬– Falling In Love again (1930, Aufnahme von 2021) 05 The Jerusalem Academy of Music and Dance – Hevenu Shalom Alehem (2018) 06 Gideon Klein – Streichtrio (1944, Aufnahme von 2020)
Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/155878
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-97211
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