Inhaltszusammenfassung:
Zwischen dem Erwerb und dem Abruf von Informationen müssen diese im Gedächtnis
gespeichert und repräsentiert werden. Mentale Repräsentationen können sich in ihrem Grad
der Abstraktion unterscheiden, je nachdem, in welcher Lernumwelt die Informationen
erworben wurden. Der Abstraktionsgrad kann dabei Konsequenzen für den Abruf von
Informationen haben, insbesondere in Bezug auf die Generalisierung und Aktualisierung des
erworbenen Wissens. In der vorliegenden Arbeit wurde Abstraktion während des Erwerbs von
Einstellungen und Präferenzen untersucht. Aus einer kognitiv-ökologischen Perspektive
wurde hierbei das Zusammenspiel zwischen intrapsychischen Prozessen (d.h. Abstraktion)
und der Lernumgebung (d.h. Lernbedingungen, die Abstraktion besonders wahrscheinlich
machen) betrachtet, um die Generalisierung und Robustheit von Einstellungen vorherzusagen.
Drei empirische Untersuchungen verwendeten die evaluative Konditionierung (EC), um
Einstellungen durch die Paarung von Stimuli zu induzieren. Die Kapitel berücksichtigen
unterschiedliche theoretische Perspektiven, um Umweltfaktoren abzuleiten, die Abstraktion
fördern könnten.
Kapitel 1 konzentrierte sich auf Abstraktion durch diskriminatives Lernen. Die
Ergebnisse dreier Experimente (N = 505) verdeutlichten, dass Variabilität in den präsentierten
Einstellungsobjekten die Extraktion prädiktiver Cues und damit die Bildung abstrakter
Repräsentationen von Einstellungsobjekten fördern kann. Folglich war eine stärkere
Generalisierung der erworbenen Einstellungen auf neue Stimuli zu beobachten. Kapitel 2
untersuchte Abstraktion als Funktion psychologischer Distanz. Während Mitglieder sozial
entfernter Gruppen (“Outgroups”) abstrakter repräsentiert wurden als Mitglieder sozial naher
Gruppen („Ingroups“), zeigten zwei Experimente (N = 222), dass dies keinen Einfluss auf das
Ausmaß der Einstellungsänderung hatte. Zuletzt betrachtete Kapitel 3, wie valente
Lernerfahrungen selbst im Gedächtnis repräsentiert werden. Drei Experimente (N = 727)
testeten Umweltbedingungen, die zu einer Abstraktion von Valenz während der
Konditionierung führen und Einstellungen erzeugen, die sich gegenüber einer Revaluation der
initialen Lernerfahrungen resistent zeigen. Die Ergebnisse können besser durch Abstraktion
über Vergleichsprozesse, als Abstraktion über prädiktives Lernen erklärt werden.
Zusammenfassend kombiniert die vorliegende Arbeit Erkenntnisse zu
Abstraktionsprozessen mit Forschung zum Einstellungserwerb. Die Projekte veranschaulichen
die Notwendigkeit, neben kognitiven Prozessen des Einstellungslernens auch das Format und
den Inhalt der erworbenen Repräsentationen zu berücksichtigen. Darüber hinaus lassen sich
aus den Ergebnissen praktische Implikationen für die Gestaltung von Maßnahmen zur
Einstellungsänderung ableiten.
Abstract:
In between acquisition and retrieval, information must be stored and represented in the
human mind. Mental representations can vary in their level of abstractness, depending on
generative conditions of the learning environment. Importantly, abstraction has consequences for learning outcomes, such as the generalization and updating of knowledge. The present thesis studied abstraction in the domain of attitude acquisition. Providing a cognitive-ecological perspective, the interplay between intrapsychic processes (i.e., abstraction) and the learning environment (i.e., learning conditions that make abstraction particularly likely) was considered to predict the generalization and robustness of likes and dislikes. Three empirical projects employed evaluative conditioning (EC) as an experimental paradigm to induce attitudes via the pairing of stimuli. Each project relied on a different theoretical perspective on abstraction to derive cognitive-ecological factors that facilitate the formation of abstract representations.
Chapter 1 focused on abstraction via the discriminative learning of cues. The results
of three experiments (N = 505) showed that variability in attitude objects facilitate the
extraction of predictive cues, leading to abstract representations of attitude objects and an increase in the generalization of acquired attitudes to novel stimuli. Chapter 2 studied
abstraction as a function of psychological distance. While members of socially distal groups (outgroups) were represented more abstractly than members of socially proximal groups (ingroups), two experiments (N = 222) showed that this did not affect the degree of attitude change. Lastly, Chapter 3 investigated the way evaluative experiences themselves are represented in memory. Three experiments (N = 727) tested the ecological conditions that facilitate the abstraction of valence during conditioning, making attitudes resistant to a revaluation of initial evaluative experiences. The findings can be better explained by abstraction via comparison than predictive learning.
Overall, the present work allows for theoretical advancements by combining findings
on abstraction with research on attitude acquisition. The projects highlight a necessary shift from studying the operating principles of evaluative learning to a focus on the format and content of acquired representations. They also offer practical implications regarding the design of interventions targeting attitude change.