Inhaltszusammenfassung:
In der PREEMIE-Studie wurde für das semi-urbane Gebiet Lambarénés/Gabun anhand
der Geburtsregister der beiden Krankenhäuser Hôpital Albert Schweitzer (HAS) und
Hôpital Georges Rawiri (HGR) eine Frühgeburtlichkeitsrate von 17,0% ermittelt
[Gestationsalter (GA) ≤ 36+6 SSW]. Diese setzt sich zusammen aus 1,0% „extrem
frühen“ (GA < 28 SSW), 2,2% „sehr frühen“ (GA 28 – 31 SSW) und 13,8% „mäßig
frühen“ (GA 32 – 36 SSW) Frühgeborenen. Allerdings kann keine Aussage über die
Überlebensrate der besonders empfindlichen „extrem frühen“ und „sehr frühen“ Frühgeborenen getroffen werden, da diese in der PREEMIE-Studie nicht weiter nachverfolgt
wurden. Es zeigte sich, dass die Bestimmung des GA einen kritischen Faktor in der
Erhebung der Frühgeburtlichkeitsrate darstellt. Eine Ultraschallbiometrie im ersten
Trimenon – der Goldstandard zur GA-Bestimmung – findet an beiden Krankenhäusern
nicht in allen Fällen statt und häufig wird das Datum der letzten Menstruationsperiode
(LMP) zur weiteren Berechnung herangezogen. Allerdings weisen die
anthropometrischen Daten der Früh-/Neugeborenen auf Ungenauigkeiten in der GA-Bestimmung hin: Frühgeborene sind schwerer als im internationalen Vergleich und für
einige „extrem frühe“ Frühgeborene wurden für ihr GA unplausibel hohe Gewichts- und
Größenangaben registriert.
Die geburtshilflichen und pädiatrischen Stationen der beiden Krankenhäuser sind nur
rudimentär für die Versorgung Frühgeborener ausgestattet. Dies gilt ebenso für die
theoretische und praktische Ausbildung des medizinischen Personals. Erfreulicherweise
stehen bei drohender Frühgeburt an beiden Krankenhäusern Kortikosteroide zur
Induktion der Lungenreife zur Verfügung.
Die PREEMIE-Studie bestätigt die im internationalen Vergleich hohe
Frühgeburtlichkeitsrate in Gabun. Ebenso wird deutlich, dass bereits mit einfachen
Mitteln wie Schulungen der medizinischen Mitarbeiter zur Neugeborenenreanimation
oder zur Kangaroo Mother Care und mit minimalem technischen Aufwand die
Versorgung Frühgeborener im semi-urbanen Raum Subsahara-Afrikas deutlich
verbessert werden könnte.