Inhaltszusammenfassung:
Das CUP-Syndrom macht in Deutschland etwa 2-4% aller Krebserkrankungen aus und ist definiert durch das Vorhandensein von Metastasen bei gleichzeitig fehlendem Nachweis eines Primärtumors.
In unserer Arbeit werteten wir retrospektiv eine registerbasierte Sammlung von 1806 CUP-Fällen aus Stuttgarter Kliniken der Jahre 1989 bis 2019 aus.
Es erfolgte zunächst eine deskriptive Analyse. Das mediane Alter bei Diagnosestellung der gesamten Patientenpopulation betrug 67 Jahre und es zeigte sich ein medianes Überleben von 9,8 Monaten. Histologisch ließ sich am häufigsten ein Adenokarzinom feststellen, welches gleichzeitig die ungünstigste Prognose aufwies, während die Plattenepithelkarzinome prognostisch am günstigsten waren. Lymphknotenbefall und Hautmetastasen gingen im Vergleich zu anderen Metastasenlokalisationen mit einem verlängerten medianen Überleben einher, passend auch zu einigen der günstigsten Prognosegruppen, die in unserer Arbeit größtenteils bestätigt werden konnten.
Bezüglich der Therapien konnten wir bestätigen, dass sich die Prognose deutlich verbesserte, sobald ein lokales Verfahren wie Operation oder Bestrahlung bei demzufolge begrenzter Metastasenausbreitung angewendet werden konnte. Am günstigsten zeigte sich die prognostische Situation, wenn Operation, Bestrahlung und Chemotherapie gemeinsam angewendet werden konnten. Die zielgerichteten Therapien, deren Untersuchung aktuell von besonderem Interesse ist, zeigten in unserer Analyse nur bei ihrer alleinigen Anwendung eine bessere Wirksamkeit als andere Chemotherapie-Schemata, während bei ihrer kombinierten Anwendung kein signifikanter Überlebensvorteil gezeigt werden konnte.
Der Anteil der CUP-Diagnosen an allen Krebsdiagnosen zeigte sich in den entsprechenden Kliniken über die Jahre rückläufig.
Zuletzt untersuchten wir ein schon in Vorpublikationen angewendetes Risikostratifizierungsmodell anhand der Faktoren „Anzahl befallener Organsysteme“ und „ECOG-Score“, durch die drei Prognosegruppen (günstig, intermediär, ungünstig) unterschieden werden. Wir konnten zeigen, dass es je nach Einteilung in die entsprechende Prognosegruppe signifikante Unterschiede bezüglich des Überlebens gab und dass dieses Risikostratifizierungmodell außerdem ein im klinischen Alltag leicht anzuwendendes Instrument darstellt.