Dissertation ist gesperrt bis 07.08.2025 !
Membrantransporter vermitteln den Transport einer Vielzahl endogener sowie exogener Substanzen über die Zellmembran und sind daher nicht nur essentiell für die Homöostase, sondern auch für die Aufnahme, Verteilung, Metabolisierung und Exkretion von Medikamenten. Aus diesem Grund ist die funktionelle Charakterisierung von Membrantransportern entscheidend, sowohl um ihre physiologische Funktion zu verstehen als auch um schwere Nebenwirkungen von verabreichten Medikamenten oder ein Therapieversagen zu vermeiden.
Die organischen Anionentransporter 2 und 7 (OAT2, SLC22A7 und OAT7, SLC22A9) ermöglichen den Transport von organischen Anionen über die Zellmembran und sind bisher nur unzureichend charakterisiert. Beide Transportproteine sind in der sinusoidalen Membran der Hepatozyten exprimiert, OAT2 kann außerdem in den proximalen Tubuluszellen der Niere gefunden werden. Für OAT7 wurden bisher nur wenige Substrate identifiziert und obwohl bereits einige endogene und exogene Substrate für OAT2 bekannt sind, bleibt die physiologische sowie die pharmakologische Rolle der beiden Transportproteine ungeklärt.
Das Ziel dieser Arbeit war es daher eine funktionelle Charakterisierung von OAT2 und OAT7 mithilfe von Transporter-exprimierenden Zelllinien sowie mit zwei neuen transgenen Mausmodellen vorzunehmen.
Stabil transfizierte Zelllinien, welche hOAT2 des Menschen und sein Maus Ortholog mOat2 sowie hOAT7 und andere relevante hepatische sinusoidale Aufnahmetransporter exprimieren, wurden genutzt, um die Transportfunktion von OAT2 und OAT7 mittels in vitro Experimenten zu untersuchen.
Der Transport des sekundären Botenstoffes cGMP durch hOAT2 wurde schon zuvor beschrieben und konnte in dieser Arbeit bestätigt werden. Wir konnten außerdem zeigen, dass auch mOat2 in der Lage ist, cGMP zu transportieren. Die cGMP Transportfunktion für hOAT2 und mOat2 wurde eingehend charakterisiert, wobei insbesondere auf speziesspezifische Unterschiede geachtet wurde. Wir konnten zusätzlich zeigen, dass hOAT2 als einziger der für den Arzneistofftransport hauptverantwortlichen hepatischen sinusoidalen Aufnahmetransporter in der Lage ist cGMP zu transportieren. Dies impliziert eine wichtige Rolle von hOAT2 im cGMP Signalweg und damit in einer Vielzahl von physiologischen Prozessen.
Der OAT2-vermittelte Transport von Xanthin, einem Zwischenprodukt des Purin Abbaus, wurde ebenfalls schon zuvor beschrieben, wobei wir in dieser Arbeit zum ersten Mal nachweisen konnten, dass dieser Transport zeit- und konzentrationsabhängig stattfindet. Außerdem konnten wir zeigen, dass hOAT2, ähnlich wie für cGMP, der einzige der für den Arzneistofftransport hauptverantwortlichen hepatischen sinusoidalen Aufnahmetransporter ist, der in der Lage ist Xanthin zu transportieren. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass Xanthin kein Substrat von mOat2 ist.
Wir konnten außerdem eine neue Substratklasse für OAT2 identifizieren. Verschiedene Pterine, welche wichtige Funktionen in verschiedenen physiologischen Prozessen, beispielsweise als Kofaktoren von Enzymen, haben, wurden als Substrate von hOAT2 und mOat2 identifiziert. Wie auch schon bei cGMP und Xanthin, fanden wir speziesspezifische Unterschiede in Substratspezifität und Transportfunktion zwischen humanem und Maus OAT2. Der hOAT2-vermittelte Transport von Neopterin, welches eine bedeutende Rolle im Immunsystem einnimmt, wurde umfassend charakterisiert.
Um der physiologischen Rolle von OAT2 und OAT7 auf den Grund zu gehen, haben wir einerseits ein mOat2-Knockout und andererseits ein hepatozytenspezifisches hOAT7-Knockin Mausmodell entwickelt und die Anwendbarkeit dieser Tiere für die Erforschung der beiden Membrantransporter getestet.
Die mOat2-Knockout Mäuse waren genau wie die hOAT7-Knockin Mäuse gesund und zeigten keine phänotypischen Auffälligkeiten. Histologische Untersuchungen der Leber und klinisch-chemische Parameter waren vergleichbar mit denen von Kontrollmäusen. Durch umfassende Charakterisierung auf DNA, RNA und Proteinebene mittels einer Vielzahl von molekularbiologischen Methoden wie qPCR, Immunblot Analysen und immunhistochemischen Färbungen, konnten wir zeigen, dass die Mäuse der beiden Linien wie erwartet die fehlende Expression von mOat2 bzw. die leberspezifische Expression von hOAT7 zeigen.
Genomweite Genexpressionsanalysen zeigten veränderte hepatische Expressionswerte von mSult2a1 in den mOat2-Knockout und von mHsd17b6 und mLcn2 in den hOAT7-Knockin Mäusen. Alle drei Gene sind im Menschen an der Entwicklung eines Hepatozellulären Karzinoms beteiligt. Überdies haben wir eine neue Methode zur einfachen ex vivo Isolation und Kultur primärer Maus Hepatozyten beider Mauslinien etabliert und damit ein leistungsstarkes Werkzeug für die Charakterisierung von OAT2 und OAT7 geschaffen.
Zusammengefasst konnten wir mithilfe stabil transfizierter Zelllinien eine eingehende Analyse der Transportfunktion von hOAT2 und mOat2 durchführen. So konnten neue Substrate für hOAT2 und mOat2 identifiziert und gezeigt werden, dass hOAT2 vermutlich eine wichtige Rolle im cGMP Signalweg spielt. Zwei neu generierte Mausmodelle wurden etabliert und umfassend charakterisiert, womit ihre Eignung für die funktionelle Charakterisierung von OAT2 und OAT7 bestätigt werden konnte. In zukünftigen Experimenten können die in dieser Arbeit generierten stabil transfizierten Zelllinien und die Mausmodelle gemeinsam dazu dienen, die physiologische und pharmakologische Rolle von OAT2 und OAT7 aufzuklären sowie neue Arzneistoffe als Substrate der Transportproteine zu identifizieren.