Die Dissertation ist gesperrt bis zum 05. Mai 2025 !
Chrom ist ein lithophiles, kompatibles, mehrwertiges Element. Sein geochemisches Verhalten während der partiellen Aufschmelzung des Mantels und der magmatischen Differenzierung wird von der Temperatur und dem Druck während der Schmelzbildung, der mineralogischen Zusammensetzung der Quelle und der Sauerstofffugazität gesteuert. Aufgrund des redox-empfindlichen Verhaltens von Chrom kann die Variabilität der stabilen Cr-Isotope Aufschluss über die Redox-Bedingungen magmatischer Systeme geben. Die Entschlüsselung der Prozesse, welche die stabile Cr-Isotopenfraktionierung steuern, ist eine Voraussetzung für das Verständnis der Cr Isotopenvariabilität, welche in den geologischen Gesteinsaufzeichnungen der tiefen Erde aufgezeichnet ist. Durch die Untersuchung der stabilen Cr und Fe Isotopenzusammensetzungen von aus dem Erdmantel stammenden Gesteinen und Schmelzen sollen in dieser Arbeit die stabilen Cr-Isotopensignaturen verschiedener terrestrischer silikatischer Mantelreservoire entschlüsselt werden, um somit einen Einblick in die Prozesse zu erhalten, die die stabile Cr-Isotopenfraktionierung steuern.
Zunächst wurden zwei archaische aus Komatiiten und Tholeiiten bestehenden Gesteinsabfolgen aus dem Barberton Grünsteingürtel (3,5-3,22 Ga) und und dem Belingwe Grünsteingürtel (2,9-2,7 Ga) untersucht. Komatiite werden durch hohe partielle Aufschmelzgrade des Mantels gebildet und können somit einen Einblick in die stabile Cr Isotopenzusammensetzung der gesamten silikatischen Erde bieten. Basierend auf der durchschnittlichen stabilen Cr Isotopenzusammensetzung der Komatiite kann gezeigt werden, dass der Cr-Isotopenwert der gesamten silikatischen Erde -0,12 ± 0,06 ‰ beträgt. Dieser Wert stimmt sehr gut mit früheren Schätzungen überein und ebnete somit den Weg für die folgenden Untersuchungen der Cr-Isotopenvariationen verschiedener terrestrischer Mantelreservoire. Darüber hinaus ermöglicht die große Variation des MgO-Gehalts in diesen Gesteinsabfolgen, die Auswirkungen eines hohen Differenzierungsgrades auf die Cr-Isotopenvariabilität zu untersuchen. Fraktionierte Kristallisation von Cr-haltigen Mineralen wie Klinopyroxen und Cr-Spinell führt zu einer leichteren Cr Isotopenzusammensetzung der Restschmelze. Im Gegensatz dazu hat die Kristallisation und Akkumulation von Olivin vernachlässigbare Auswirkungen auf die Cr Isotopenzusammensetzung, wie die unveränderliche Cr-Isotopensignatur von Komatiiten zeigt. Aufgrund der unterschiedlichen Empfindlichkeit der Fe-Isotope gegenüber der fraktionierten Kristallisation von Olivin, Klinopyroxen und Spinell kann die gekoppelte Untersuchung des Cr-Fe Isotopen-Proxys zur Unterscheidung dieser Mineralphasen während der fraktionierten Kristallisation verwendet werden.
Um die Auswirkungen magmatischer Prozesse unter rezenten Bedingungen während des partiellen Aufschmelzens des Mantels zu untersuchen, wurden die Cr und Fe Isotopenzusammensetzungen basaltischer Gläser vom Ostpazifischen Rücken, dem Pazifisch-Antarktischen Rücken und einer Probe vom Mittelatlantischen Rücken gemessen. Bei diesen Proben handelt es sich um normale Ozeanrückenbasalte, die eine für sie typische Signatur des verarmten oberen Mantels im Hinblick auf ihre radiogene Sr-Nd-Pb sowie Spurenelement-Zusammensetzungen aufweisen. Die magmatische Differenzierung mit einer typischen Kristallisationsabfolge von Plagioklas, Olivin, Klinopyroxen und Fe-Ti-Oxiden führt zu keiner messbaren Cr-Isotopenvariation. Die normalen Ozeanrückenbasalte weisen eine kleine Spanne zwischen -0,278 und -0,186 ‰ auf, welche mit einer durchschnittlichen Cr Isotopenzusammensetzung von -0,237 ± 0,050 ‰ deutlich von der gesamten silikatischen Erde abweicht. Eine Vorwärtsmodellierung unter Verwendung eines auf Phasengleichgewichten basierenden Schmelzmodells und veröffentlichter Fraktionierungsfaktoren für Mineral und Schmelze wird angewendet, um die Cr-Isotopenfraktionierung während der partiellen Aufschmelzung von Peridotit unter den Bedingungen, die an mittelozeanischen Rücken vorherrschen, zu untersuchen. Diese zeigt, dass die stabile Cr-Isotopenfraktionierung zwischen dem aufzuschmelzenden Peridotit und der Schmelze bis zu 0,07 ‰ im Spinell-Stabilitätsfeld beträgt. In Übereinstimmung mit der kürzlich vorgeschlagenen Idee, dass die mineralogische Zusammensetzung der Quelle, besonders im Hinblick auf Pyroxenit, eine entscheidenen Rolle für die Variabilität der stabilen Cr-Isotope in der Schmelze spielen kann, deutet die niedrige Cr-Isotopensignatur der ozeanischen Rückenbasalte auf eine pyroxenreiche Komponenten in der Quelle hin und hebt die stabilen Cr-Isotope als Indikator für lithologische Heterogenitäten im Mantel hervor.
Kapitel 4 enthält die Cr und Fe Isotopenzusammensetzungen von 45 Intraplattenbasalten aus fünf verschiedenen Lokalitäten, um die Auswirkungen der mineralogischen Zusammensetzung der Quelle in Verbindung mit Mantelheterogenitäten auf die Cr-Isotopenvariabilität weiter zu untersuchen. Diese Proben umfassen Ozeaninselbasalte und kontinentale Intraplattenbasalte und repräsentieren basierend auf der variablen radiogenen Sr-Nd-Pb Isotopenzusammensetzung verschiedene Mantelquellen. Die beobachteten Trends zwischen den stabilen Cr Isotopenzusammensetzungen und Indizes der magmatischen Differenzierung für die meisten Ozeaninselbasalte stehen im Widerspruch zu den erwarteten Trends für die fraktionierte Kristallisation auf der Grundlage der veröffentlichten Mineral-Schmelze Fraktionierungsfaktoren. Im Gegensatz dazu zeigen die Intrusivbasalte vom Doros Complex Cr Isotopentrends, die denen der Komatiit-Tholeiit Gesteinsabfolge vom Barberton Grünsteingürtel ähneln. Dies deutet darauf hin, dass Faktoren wie Temperatur und Druck, vorherrschend während der partiellen Auschmelzung, nicht die Cr-Isotopenfraktionierung steuern, da diese Faktoren sich für archaische und rezente Schmelzbildung im Mantel generell unterscheiden. Stattdessen deuten die Korrelationen zwischen stabilen Cr-Signaturen und radiogenen Sr und Nd Isotopenzusammensetzungen in Ozeaninselbasalten darauf hin, dass die Zusammensetzung der Mantelquelle ein Schlüsselmechanismus zur Steuerung der Cr-Isotopenvariabilität ist. Proben, die im radiogenen Sr-Nd-Pb Isotopenraum eine HIMU- und PREMA- ähnliche Mantelsignatur aufweisen, haben eine leichtere Cr- und schwerere Fe-Isotopenzusammensetzung im Vergleich zur gesamten silikatischen Erde. Dies wird versuchsweise durch die Inkorporation von recyklierten ozeanischen Krustenkomponenten erklärt, die eine stabile Cr- und Fe-Isotopenzusammensetzung ähnlich der mittelozeanischen Rückenbasalte tragen und möglicherweise als Pyroxenit-Lithologien vorliegen. Im Gegensatz dazu weisen Ozeaninselbasalte aus Französisch-Polynesien mit einer EM2-Mantelsignatur schwerere Cr und leichtere Fe Isotopensignaturen mit zunehmenden radiogenen Sr-Isotopenzusammensetzungen auf. In Verbindung mit den beobachteten Korrelationen zwischen stabilen Cr und Fe Isotopenzusammensetzungen und Spurenelementverhältnissen, die bei diesen Proben auf Metasomatismus durch eine karbonisierte Schmelze hindeuten, wird die Hypothese aufgestellt, dass die EM2-Basalte aus einer karbonisierten Mantelquelle stammen, welche ihre erhöhte Cr-Isotopensignatur auf die Schmelze überträgt.