Inhaltszusammenfassung:
Lowgrade-Gliome (LGG) und gemischte glioneuronale Tumore (MNGT) stellen
eine heterogene Gruppe primärer Hirntumore dar und zeigen häufig
Veränderungen im MAPK Signalweg. Nicht immer gelingt eine sichere
Differenzierung allein durch die Histologie. Daher lag der Fokus dieser Arbeit
auf der Untersuchung eines möglichen molekularen Diskriminators, in diesem
Fall den zwei FGFR1-Hotspot-Mutationen c.546 (N546K) und c.656 (K656E).
Über Mutationen der Tyrosinasekinase-Domäne des onkogenen Fibroblasten-
Wachstumsfaktor-Rezeptors 1 (FGFR1) wurde in Gehirntumoren verschiedener
histologischer Muster berichtet. Deshalb wurde in der vorliegenden Arbeit
versucht, die Häufigkeit der FGFR1-Hotspot-Mutationen N546 und K656 in
einer Gruppe LGG/MNGT ohne bekannte Treibermutation zu bestimmen. Dazu
wurde die FGFR1-Immunhistochemie als potenzielles Instrument zum
Nachweis dieser Veränderungen sowie die anschließende Pyrosequenzierung
genutzt. Insgesamt wurden 476 LGG/MNGT-Tumoren auf die molekularen
Veränderungen in BRAFV600E, IDH1/2, TERT-Promotor, NF1, H3F3A sowie
auf eine KIAA-1549-BRAF Fusion untersucht. Die verbleibenden Fälle ohne
bekannte Treibermutation wurden sodann auf ihre FGFR1-Immunoreaktivität
und die FGFR1-Mutationshäufigkeit mittels Pyrosequenzierung untersucht. Hier
wurden unter den 108 verbleibenden Fällen neun FGFR1 p.N546K- und 4
FGFR1 p.K656E Mutationen identifiziert. Fünf Tumore wurden als
dysembryoplastischer neuroepithelialer Tumor (DNT), vier als pilozytisches
Astrozytom (PA) und drei als rosettenbildender glioneuronaler Tumor (RGNT)
klassifiziert. FGFR1-Mutationen waren mit einer Oligodendroglia-ähnlichen
Histologie assoziiert, aber weder mit Alter noch Tumorlokalisation. Eine
immunhistochemische Expression von FGFR1 wurde in 92/106 Fällen
beobachtet. Der FGFR1-Immune Reactivity Score war insgesamt bei PA und
DNT höher als bei diffusen Astrozytomen, aber es wurde keine Korrelation
zwischen der FGFR1-Mutation in Tumoren und dem FGFR1-Expressionsniveau
beobachtet. Als Resultat dieser Arbeit konnten wir zeigen, dass FGFR1-
Hotspot-Mutationen die fünfthäufigste Veränderung bei LGG/MNGT
ausmachen. Übertragen auf die Praxis kann die Durchführung einer FGFR1-Sequenzanalyse bei treiberunbekannten niedriggradigen Hirntumoren
(LGG/MNGT) in bis zu 12 % der Fälle eine Veränderung in FGFR1 N546/K656
aufdecken. Für die nahe Zukunft könnte hieraus neben einer akkurateren
Diagnosestellung ein Fundament für eine Therapie basierend auf den
molekulargenetischen Eigenschaften des Tumors abgeleitet werden.