Inhaltszusammenfassung:
Das ARDS ist ein häufiges Krankheitsbild mit hoher Letalität, zu dem bisher keine
kausale Therapiemöglichkeit existiert.
Der Einfluss von Thrombozyten ist sehr wichtig für die Immunantwort, die PMN-Auswanderung und die inflammatorische Schädigung. Komplexe aus
Thrombozyten und PMNs (PNCs) werden über multiple Bindungen aufgebaut als
Reaktion auf eine Inflammation und vermitteln anschließend die
inflammatorische Schädigung.
Mit dem Lipopolysaccharid-Inhalationsmodell sowie dem ventilator-induced lung
injury-Modell und dem Einsatz genmodifizierter Mäuse wurde die Rolle der
jeweiligen Rezeptoren und der Thrombozyten entsprechend der Genese eines
akuten Lungenschadens untersucht. Je nach Mauslinie wurden unterschiedliche
Proteine funktionell ausgeschaltet. Es wurden jeweils Zellzahl, Zytokine (IL-6, IL-1β, TNF-α), Protein- und Myeloperoxidase-Gehalt bestimmt sowie
immunhistochemische Färbungen der Lungen zum Nachweis von Plättchen Neutrophilen-Komplexen durchgeführt.
In beiden Modellen zeigten sich bei den gendefizienten Tieren überwiegend
verminderte Zellzahlen in der BAL sowie verminderte PNC-Anzahlen im
Lungengewebe. Dies ist nach aktuellem Wissensstand mit einem verbesserten
klinischen Zustand assoziiert, die untersuchten Proteine stellen sich
schlussfolgernd als vermutlich schädigend dar. In Bezug auf die Zytokine zeigte
sich die Konzentration des IL-1β bei vielen der gendefizienten Linien nach
Schädigung signifikant erhöht, für IL-6 sowie TNF-α konnten je nach Linie
signifikant erhöhte, aber teilweise auch signifikant verminderte Konzentrationen
gemessen werden. Die geprüften Proteine haben demzufolge einen großen
Einfluss auf Zytokinproduktion und -freisetzung.
Die bisherig publizierten Studien zeichnen ein sehr inkonsistentes Bild der Rolle
von Thrombozyten in der Immunantwort. Aus diesem Grund sind unsere
Ergebnisse mit einigen Studien kongruent, zu anderen jedoch konträr.
Nach den Ergebnissen dieser Arbeit spielen Thrombozyten zusammenfassend
bei der Ausbildung einer Lungenschädigung eine zentrale Rolle. Die Blockade
spezieller thrombozytärer Proteine könnte eine vielversprechende
Therapieoption darstellen und die Lungenschädigung vermindern. Für weitere
Studien empfiehlt sich eine Kombination beider Modelle, um die multifaktorielle
Genese des ARDS besser abzubilden. Die Ergebnisse dieser Studie bilden die
Grundlage für weitere Untersuchungen mit dem Einsatz von Antikörpern, um die
Erforschung einer gezielten ARDS-Therapie weiter voranzutreiben.