Inhaltszusammenfassung:
In dieser Arbeit wird der Zusammenhang zwischen natürlicher Sprache und Welt-
wissen untersucht. Weltwissen bezieht sich dabei auf Wissen, das beschreibt, wie sich
Dinge in der realen Welt normalerweise verhalten. Die Arbeit startet mit einem breit
angelegten theoretischen Überblick über Sprache, Ambiguität, Bedeutung, Kognition
und Weltwissen. Dabei wird die Hypothese formuliert, dass bei der Auflösung von
Ambiguität und generell dem Verstehen natürlicher Sprache sogenannte Information
Gaps, also Informationslücken auftreten, die eine Hörerin während der Sprachverarbei-
tung per Inferenz schließen muss. Statt Ambiguität sind Informationslücken während
der Inferenz das eigentlich Problem und führen zu Missverständnissen.
Die Arbeit beschreibt LEARNA, ein Computersystem, das Event-Prädiktive Struk-
turen benutzt um Weltwissen zu sammeln und anzuwenden. LEARNA enthält au-
ßerdem ein einfaches Sprachverarbeitungssystem sowie ein Inferenzsystem. Zusam-
mengenommen können mit diesen Systemen einfache Sätze natürlicher Sprache als
Simulation reproduziert und in diesem Sinne verstanden werden. Insbesondere schafft
es LEARNA Ambiguität aufzulösen, wo dies mithilfe von Weltwissen möglich ist.
Schließlich beschreibt diese Arbeit ein Experiment zu menschlicher Sprachpro-
duktion. Die Studienteilnehmer haben dabei Weltwissen über eine einfache Spielwelt
gelernt und anschließend Szenen aus dieser Spielwelt beschrieben. Die Hypothese war,
dass Beschreibungen verkürzt werden, falls die beschriebene Szene den Erwartungen
per Weltwissen entspricht. Falls die Szene überraschend ist, sollte die Beschreibung
verlängert werden. Dieser Effekt konnte im Experiment nachgewiesen werden.