Inhaltszusammenfassung:
Die Studie „Reduktion von Muskelskelettbeschwerden durch arbeitsorganisatorische Maßnahmen bei laparoskopischen Eingriffen: Subjektiver Bedarf und Einstellungen der Beschäftigten zu intraoperativen Pausen“ ist eine Querschnittstudie mit Fragebögen und Experten-Interviews, welche erstmals die muskuloskelettale und psychosoziale Belastung von Beschäftigten im laparoskopischen OP-Saal und einer Vergleichsgruppe untersuchte. Darüber hinaus wurde die Einstellung der operativ Beschäftigten zu intraoperativen (Kurz-)Pausen ermittelt (Erhebungszeitraum 01.12.2018 bis 01.07.2019). Die OP-Gruppe bestand aus Operateuren/innen, Assistenzärzten/innen und sterilem Pflegepersonal (N=95, Rücklauf 15,8%); die Vergleichsgruppe aus Verwaltungsangestellten (N=182, Rücklauf 30,3%). Am Interview nahmen sechs Führungskräfte aus gynäkologischen Einrichtungen teil.
Es zeigte sich trotz einer qualitativ und quantitativ deutlich höheren Arbeitsbelastung der OP-Gruppe eine vergleichbare körperliche Beanspruchung der Verwaltung. Die höchsten Beschwerdeprävalenzen (in den letzten zwölf Monaten) zeigten sich im Nacken- und/oder Schulterbereich (OP-Gruppe 73%, N=66; Vergleichsgruppe 82%, N=149); (p=0,09). Die subjektiv empfundene psychische Arbeitsfähigkeit sowie das Geschlecht der Probanden hatte hierbei in der bivariaten logistischen Regressionsanalyse einen signifikanten Einfluss auf das Vorhandensein der Beschwerden; die Dauer der beruflichen Exposition im laparoskopischen Bereich zeigte keinen signifikanten Effekt (Cohens d=0,862). Die prinzipielle Bereitschaft zur Einführung intraoperativer Pausen war hoch (Zustimmung 77%; N=69). Von 95% der Probanden war gewünscht, dass sich die Zeitpunkte der Erholungsphasen nach dem OP-Verlauf und/oder dem Aufmerksamkeitsniveau der Beschäftigten richten (N=84). Die Inhalte der Pausen sollten individuell gestaltbar sein.
Die Diskrepanz zwischen Belastung und Beanspruchung der OP-Gruppe und der Vergleichsgruppe könnte einen Hinweis auf eine Positivselektion der Personen geben, welche sich für eine operative Laufbahn entscheiden. Eine Verbesserung der Arbeitsverhältnisse könnte den Berufszweig für eine breitere Personengruppe öffnen. Dies würde auch dem prognostizierten Ärztemangel in operativen Fächern entgegenwirken.