Inhaltszusammenfassung:
Die Herzinsuffizienz ist eine Erkrankung mit wachsender Bedeutung in der
Gesellschaft. Bei deren Pathogenese und Progression sind eine Vielzahl von
Faktoren beteiligt, die bis heute nicht alle bekannt und untersucht sind. Dieser
Umstand macht die Forschung in diesem Bereich notwendig, aber auch
besonders interessant. In den vergangenen Jahren ist zunehmend eine mögliche
Beteiligung des Immunsystems in den Fokus der aktuellen Forschung gerückt.
Bisher wurde vor allem die Herzinsuffizienz nach ischämischer
Herzmuskelschädigung untersucht. Wenig untersucht ist hingegen der
Mechanismus, der zu einer Herzinsuffizienz als Folge von Volumenbelastung
führt.
In der vorliegenden Studie wurden Patienten untersucht, die eine interventionelle
Rekonstruktion der Mitralklappe erhielten. Die Intervention führte durch die
Reduktion der Mitralklappeninsuffizienz insgesamt zu einer verbesserten
Hämodynamik und scheint sich so positiv auf die Herzstruktur und demzufolge
auf die Pumpleistung des Herzens auszuwirken. Untersucht wurden bei
160 Patienten vor der Intervention 13 Chemokine mittels Immunoassay sowie bei
68 Patienten die dendritischen Zellen im Blut und deren Oberflächenrezeptoren
anhand eines spezialisierten FACS-Protokolls. Dieselben Untersuchungen
wurden bei einem Follow-up nach 6 Monaten wiederholt und zudem an einer
Kontrollgruppe mit 40 Personen durchgeführt.
Für die Chemokine MIP-1α, MIP-1β, IL-8, GROα, TARC, MIG, IP-10 und I-TAC
zeigte sich hier in der Patientengruppe vor der Intervention, im Vergleich zum
Zeitpunkt des Follow-up, eine erhöhte Konzentration im Blut. Für MCP-1,
RANTES, TARC, IP-10, I-TAC, IL-8 waren in der Patientengruppe höhere Werte
im Vergleich zur Kontrollgruppe zu beobachten.
Ausgewertet wurde außerdem, ob Korrelationen mit klinischen Parametern
bestehen. Für MIP-1α fand sich eine positive Korrelation mit der NYHA-Klasse,
sowie für Konzentrationsänderung von MIP-1α eine positive Korrelation mit der
Zeit bis zu einer erneuten Hospitalisation. Für IL-8 ließ sich ebenfalls eine positive
Korrelation mit der NYHA-Klasse aufzeigen.
Bei der Analyse der dendritischen Zellen ergaben sich insbesondere für die pDCs
vor der Intervention signifikant niedrigere Anteile im Vergleich zum Follow-up. In
der Kontrollgruppe lag der Anteil signifikant über dem der Patientengruppe vor
der Intervention. Außerdem konnte eine erhöhte Expression von
Oberflächenmarkern, welche vermehrt auf aktivierten Zellen zu finden sind,
nachgewiesen werden.
Wie schon in vielen vorangegangenen Studien gezeigt, sind inflammatorische
Prozesse an der Genese und Progression der Herzinsuffizienz beteiligt. Die
Ergebnisse der hier durchgeführten Untersuchungen legen nahe, dass
Entzündungsreaktionen auch bei valvulär bedingter Herzinsuffizienz eine
besondere Bedeutung haben. Die inflammatorischen Prozesse entstehen durch
ein komplexes Zusammenspiel von Zellen und Botenstoffen. Es ist also denkbar,
dass auch DCs bei Herzinsuffizienz aktiviert und durch Chemokine ins
Herzmuskelgewebe rekrutiert werden; hierdurch kommt es zu einer verminderten
Anzahl der DCs im peripheren Blut. Zudem scheinen die erhöht nachweisbaren
Chemokine direkte Effekte auf Myokardzellen zu haben und tragen dadurch sehr
wahrscheinlich zur Entzündungsreaktion und Schädigung des Myokards und
somit zur Pathogenese der Herzinsuffizienz bei.
Für den klinischen Alltag relevant ist außerdem, ob die untersuchten Parameter
für die Diagnosestellung oder eine Prognoseabschätzung verwendet werden
können. In Zusammenschau der präsentierten Ergebnisse kommen als mögliche
prognostische Marker insbesondere die Chemokine MIP-1α und IL-8 in Frage,
da hier eine Korrelation mit der NYHA-Klasse beobachtet werden konnte. Um
dies zu verifizieren sind weitere Studien notwendig.