Inhaltszusammenfassung:
Aufgrund der zunehmenden Verwendung von direkten oralen Antikoagulantien (DOAK) werden in Zukunft auch vermehrt Notfallsituationen entstehen, in denen eine schnelle und zuverlässige Aussage über das Vorhandensein von Edoxaban im Blut des Patienten nötig sein wird. Point-of-Care-Tests (POCT) stellen für Vitamin-K-Antagonisten (VKA) eine etablierte und zeitsparende Alternative zu Messungen im Zentrallabor dar. Da es für DOAK bis jetzt keine spezifischen POCT gibt, wurde von uns geprüft, ob mit dem für VKA entwickelten CoaguChek® XS Pro und Hemochron® Jr. Signature+ klinisch relevante Plasmakonzentrationen von Edoxaban nachgewiesen bzw. ausgeschlossen werden können. Weiterhin wurde untersucht, inwieweit die laborgebundene Testung der kalibrierten und unkalibrierten Anti-Xa-Aktivitätstests (AXA) sowie die laborgebundene globale Gerinnungstestung mittels International Normalized Ratio (INR) und aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) dazu geeignet sind. Wir definierten eine Spezifität ≥ 95 % als ausreichend sicher für den Ausschluss von Edoxaban. Alle statistischen Maßzahlen wurden für die beiden heutzutage in Leitlinien empfohlenen therapierelevanten Schwellenwerte von 30 und 50 ng/ml Edoxaban berechnet. Zur exakten Konzentrationsbestimmung und als Referenz für die Beurteilung der diagnostischen Genauigkeit der untersuchten Tests verwendeten wir Ultra Performance Liquid Chromatography – Tandem Mass Spectrometer (UPLC-MS/MS). Es wurde 20 Patienten, bei denen eine Antikoagulationstherapie mit Edoxaban neu begonnen wurde, zu sechs definierten Zeitpunkten, nämlich vor Verabreichung der ersten Dosis, nach 30 min, 1h, 2h, 8h und nach 24h Blut entnommen und mit jedem der Tests untersucht. Ausschlusskriterium war eine bestehende Antikoagulation. Die durchgeführten Receiver Operating Characteristics (ROC) -Analysen zeigten, dass unter Verwendung von testspezifischen Grenzwerten alle untersuchten Tests relevante Mengen Edoxaban mit der geforderten Spezifität von 95 % ausschließen können; mit der vom Hersteller angegebenen Normobergrenze war dies nur in einem Fall (mit der Hemochron® Jr. Signature+-INR-POCT) möglich. POCT und laborgebundene globale Gerinnungstests weisen sehr unterschiedliche und zum Teil auch nur eine geringe Sensitivität auf. Am besten für den Nachweis/Ausschluss von Edoxaban-Plasmakonzentrationen >/≤ 30 und >/≤ 50 ng/ml eignete sich der Hemochron® Jr. Signature+-INR-POCT. Dieser POCT erreichte bei einer Spezifität > 95 % auch eine Sensitivität über 95 % und glich in seiner diagnostischen Wertigkeit den Testergebnissen der laborgebundenen AXA. Da POCT im Gegensatz zu laborgebundenen Gerinnungstests weltweit die gleichen Reagenzien und Messmethoden verwenden, können somit international gültige testspezifische Grenzwerte für den Ausschluss von Edoxaban etabliert werden.