Inhaltszusammenfassung:
Ungefähr 10 Prozent der Reif- und Frühgeborenen brauchen direkt nach der Geburt im Kreißsaal eine Unterstützung ihrer Atmung (Sawyer et al., 2017, Singhal et al., 2001). Laut der European Resuscitation Guidelines von 2015 soll der Atemantrieb zunächst durch das Abtrocknen der Neugeborenen und die damit verbundene Stimulation initiiert werden. Bei nicht einsetzender Eigenatmung oder Persistenz der Herzfrequenz unter 100/Minute wird eine Atemunterstützung empfohlen (Sawyer et al., 2017). Am weitesten verbreitet sind hierfür runde Beatmungsmasken (Goel et al., 2015).
Die Maskenbeatmung ist z.T. ineffektiv und es können Leckagen bis 50 % auftreten (Schmolzer et al., 2010, Cheung et al., 2015), was möglicherweise auf die fehlendene Passgenauigkeit der Beatmungsmasken zurückzuführen ist. Die kleinste Beatmungsmaske vieler Marken ist für viele Frühgeborene zu groß (O'Shea et al., 2016).
Die Anwendung der 3D-Technik bringt einen großen Fortschritt für die milimetergenaue Darstellung der Gesichtsmorphologie, denn durch diese nicht-invasive Methode können genaueste Informationen über die Gesichtsformen erfasst werden (Weinberg et al., 2006, Nord et al., 2015) .
Unser Ziel war das Etablieren von Referenzwerten von Gesichtsmaßen und die Untersuchung der Passgenauigkeit herkömmlicher Beatmungsmasken (Durchmesser 50/60 mm) für späte Früh-und Reifgeborene. Zusätzlich wollten wir untersuchen, ob die 3D-Fotometrie der 2D-Fotometrie überlegen ist.
Dafür fertigten wir bei 102 Früh- und Reifgeborenen mit Geburt nach im Mittel 38 Schwangerschaftswochen (Standardabweichung (SA) 2,3) 2D- und 3D- Aufnahmen des Gesichts an.
Der zur Beurteilung der Passgenauigkeit von Beatmungsmasken relevante Abstand ist der zwischen der Nasenwurzel (Nasion) und Kinnende (Gnathion) und stellt den Durchmesser dar, den Beatmungsmasken maximal haben dürfen, um nicht über das Kinn hinaus zu ragen und Luft entweichen zu lassen. Der Abstand, der uns zusätzlich interessierte, war der zwischen Nasion und Pogonion (dem prominentesten Punkt am Kinn). Damit eine suffiziente Maskenbeatmung erfolgt, sollte der Beatmungsmaskenrand genau auf diesen Punkten aufliegen. Er liess sich jedoch nur auf 3D-Bildern bestimmen. Der Grund dafür war, dass die 2D-Fotos keine Darstellung der Topografie ermöglichen. 3D-Bilder erschienen somit präziser und für die Beurteilung der Passgenauigkeit besser geeignet als 2D-Bilder.
Der für die Wahl der passenden Maskengröße relevante Abstand zwischen Nasion und Gnathion betrug in unserer Probandengruppe auf den 3D-Bildern im Mittel 49,9 mm (SA 4,1) und stieg dabei von 46,8 mm (SA 4) mit 34 SSW auf 53,7 mm (SA 4,3) mit 41 SSW an. Zudem zeigte sich eine positive Korrelation zwischen dem Gestationsalter und diesem Abstand (r=0,6, p<0,01). Für 72% der Frühgeborene mit 34 - 36 SSW wären Beatmungsmasken mit 42 mm, für 61% der Reifgeborene (37 - 41 SSW) Beatmungsmasken mit 50 mm passgenau gewesen . Daher würden wir weiterführende Untersuchungen zum Einfluß verschiedener Maskengrößen auf das Auftreten von Leckagen empfehlen. Bei späten Frühgeborenen würde dies Beatmungsmasken mit 42 mm , bei Reifgeborenen mit 50 mm Außendurchmesser betreffen. Die bislang benutzten und üblichen Beatmungsmasken mit 60 mm Durchmesser wären nach unseren Messwerten zu groß für die meisten der untersuchten normalgewichtigen Neugeborenen gewesen. Sie hätten somit ein erhöhtes Leck aufweisen sollen und sollten daher bzgl. ihrer Anwendbarkeit neu überdacht werden.