Inhaltszusammenfassung:
Cylcopentadienid-Liganden gehören zu den meist verwendeten Liganden auf dem Gebiet
der metallorganischen Chemie. Derivate mit elektronenziehenden Substituenten sind
jedoch weniger gut untersucht. Diese Arbeit befasst sich mit der Klasse der Imidazolium-
Cyclopentadienylide, welche sich durch mindestens einen kationischen elektronenziehenden
Imidazolium-Substituenten auszeichnen. Untersuchungen dieser recht unerforschten
Ligandenklasse sollen die Erkenntnisse der Koordinationschemie von Cp-Liganden erweitern.
Die Synthese von Cp-Verbindungen mit bis zu drei Imidazolium-Substituenten wurde
durch eine neue Syntheseroute mit Hilfe von 2-Chlor-Imidazoliumsalze als Reagenz ermöglicht.
Reaktivitätsstudien der Liganden gegenüber Luft, Wasser und Säuren zeigten
die abnehmende Reaktivität der Verbindungen mit jedem zusätzlichen Substituenten.
DFT-Rechnungen wurden verwendet, um die Abnahme der Elektronendichte im Cp-Ring
zu quantifizieren und sie mit der Reaktivität zu korrelieren. Die Liganden und die entsprechenden
synthetisierten Ruthenocene wurden für elektrochemische Untersuchungen
verwendet. Im Falle der Ruthenocene führt jeder frei drehbare Imidazolium-Substituent
zu einer Erhöhung des Oxidationspotentials um 0.5V. Durch die Synthese der entsprechenden
Chrom-, Molybdän- und Wolfram-Tricarbonylkomplexe und dem Vergleich ihrer
CO-Valenzschwingungen konnte der Einfluss durch eine zweite unabhängige Methode bestätigt
werden. Im Durchschnitt nimmt die Oszillation um 20 cm−1 pro frei drehbarem
Substituenten zu. Der elektronenziehende Effekt und die daraus resultierende schwache
Metall-Cp-Bindung wird auch während der Synthese der Komplexe beobachtet, da Stabilitätsprobleme
bei koordinierenden Lösungsmitteln auftraten.
Außerdem wurden die ersten Scandium-, Titan-, Zirconium- und Cobalt-Komplexe mit
diesen Liganden synthetisiert. Sie können als Vorläufer für potenzielle Katalysatoren dienen
und den Substituenten-Effekt auf die chemischen Eigenschaften der Komplexe aufklären.
Im Falle von Scandiumchlorid als Vorstufe konnte ein Gleichgewicht der Ausgangsmaterialien,
des Halbsandwich-Komplexes, des Metallocens und des Tetrachloroscandats
beobachtet werden.
Ein weiterer Teil dieser Arbeit befasste sich mit der Derivatisierung und weiterführenden
Reaktivität der Liganden selbst. Unter anderem konnte ein Silylen-verbrückter Ligand
identifiziert und zum entsprechenden ansa-Metallocen umgesetzt werden.