Inhaltszusammenfassung:
Eine gemeinsame Strategie der Weltgesundheitsorganisation zur Gesundheitsförderung und Bewegungsförderung besteht darin, Jugendliche zu befähigen, ihr sportliches Aktivitätsverhalten gesundheitsförderlich auszurichten. Dafür kann der Sportunterricht ein geeignetes Setting darstellen. Die vorgelegte Dissertation möchte klären, welche Kompetenzen für Jugendliche relevant sind, um sportliche Aktivität gesundheitswirksam zu gestalten und ob diese Kompetenzen im Sportunterricht vermittelt werden können. Dazu vorliegende Ansätze aus der Gesundheitswissenschaft (z. B. Health Literacy) und der Sportpädagogik (z. B. Physical Literacy, Handlungsfähigkeit) sind für die Zielgruppe in Deutschland jedoch selten sowohl ausreichend theoretisch fundiert als auch operationalisiert. Des Weiteren existieren zwar theoretische Vorschläge zur Förderung gesundheitsrelevanter Kompetenzen im Sportunterricht, empirische Prüfungen über deren Wirksamkeit sowie Aussagen darüber, wie Jugendliche davon individuell profitieren, liegen jedoch nicht vor. Vor diesem Hintergrund wurde mit der Steuerungskompetenz (die Fähigkeit, die eigene sportliche Aktivität so auszurichten, dass sie sich positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirkt) ein Konzeptvorschlag vorgelegt. Dieses Konzept wurde im Rahmen dieser Dissertation aus gesundheitswissenschaftlicher und sportpädagogischer Sicht theoretisch hergeleitet, über ein bereits vorhandenes Selbsteinschätzungsverfahren operationalisiert und über Beziehungen zu kompetenzbasierten Elementen (Wissen und Motivation) sowie Sportaktivitätsverhalten und Gesundheitswirkungen validiert. Im Rahmen des DFG-Projekts „Förderung bewegungsbezogener Gesundheitskompetenz im Sportunterricht (gekos)“ wurde darauf aufbauend eine Intervention für die Klassenstufe 9 am Gymnasium entwickelt, welche gesundheits- und fitnessbezogene Wissenselemente mit sportpraktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten verbindet. Diese wurde in einer cluster-randomisierten kontrollierten Studie in 48 Klassen bei 841 Jugendlichen auf ihre Wirksamkeit hinsichtlich Steuerungskompetenz, Wissen, Motivation und körperliche Fitness untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass insbesondere bei der Steuerungskompetenz, im Wissensbereich und im Bereich der kardiorespiratorischer Fitness Effekte erzielt wurden. Darüber hinaus zeigten die Auswertungen mit dem für die Sportunterrichtsforschung innovativen personenorientierten Ansatz, dass insbesondere Jugendliche mit einem niedrigen Eingangsniveau von der Intervention profitierten, während Jugendliche mit einem hohen Eingangsniveau teilweise auch einen Rückgang insbesondere im motivationalen Bereich aufwiesen. Durch die gekos-Intervention konnte ein Beitrag dazu geleistet werden, Jugendliche zu befähigen, selbstbestimmt ihre sportliche Aktivität gesundheitswirksam auszurichten. Aufbauend auf den Ergebnissen können künftig Interventionen auf Voraussetzungen und Bedürfnisse bestimmter Subgruppen von Jugendlichen abgestimmt werden.