Das α-Gal-Syndrom. Diagnostische Möglichkeiten in einem α-Gal-Allergikerkollektiv sowie in einer Risikopopulation für Zeckenstiche

DSpace Repository


Dateien:

URI: http://hdl.handle.net/10900/109392
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1093929
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-50769
Dokumentart: PhDThesis
Date: 2020-11-10
Language: German
Faculty: 4 Medizinische Fakultät
Department: Medizin
Advisor: Eigentler, Thomas (Prof. Dr. med.)
Day of Oral Examination: 2020-10-12
DDC Classifikation: 610 - Medicine and health
Keywords: Lebensmittelallergie , Allergie , Schönbuch , Dermacentor reticulatus , Allergologie , Immunglobuline , Gelatine , Fleisch , Anaphylaxie , Forstarbeiter , Blutgruppe , Immunglobulin E , Galactose , Syndrom , Atopie , Holzbock
Other Keywords: α-Gal-Syndrom
Nahrungsmittelallergie
Galaktose-1
3-alpha-Galaktose
Disaccharid
Fleischallergie
Gesamt-IgE
spezifisches IgE
α-Gal
IgE-Titer
zeckenstichinduziert
Zeckenstich
Naturpark Schönbuch
Prick-Test
Prick-zu-Prick-Test
Intracutantest
orale Expositionstestung
Hämagglutinationstest
Zecke
Cetuximab
Sensibilisierung
FDEIA
anstrengungsinduzierte Nahrungsmittelallergie
rotes Fleisch
Säugetierfleisch
Arzneimittelallergie
License: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
Order a printed copy: Print-on-Demand
Show full item record

Inhaltszusammenfassung:

Das α-Gal-Syndrom ist ein komplexes Krankheitsbild, welches in der Diagnostik einige Herausforderungen an den betreuenden Arzt stellt. Dennoch ist die Diagnosestellung wichtig, um zur Verhinderung eines unter Umständen verheerend verlaufenden anaphylaktischen Schocks beizutragen. Mit dieser Untersuchung wurde die Aussagekraft verschiedener diagnostischer Tests bei α-Gal-Allergikern und bei gegen α-Gal sensibilisierten Probanden beleuchtet. Bezüglich der AB0-Blutgruppenanteile in den Probandenkollektiven zeigten sich tendenziell ähnliche Blutgruppenverteilungen wie die der Allgemeinbevölkerung in Südwestdeutschland. Die Blutgruppe B konnte nicht als unterrepräsentierte Blutgruppe bei gegen α-Gal sensibilisierten Probanden/ α-Gal-Allergikern bestätigt werden. Zur Bestimmung der Blutgruppeneigenschaften wurde der Hämagglutinationstest angewendet. Gründe für eine falsch hohe Agglutination und somit einer tendenziellen Überverteilung der Blutgruppe 0 könnten hierbei durch AB0-Antigen-bindende Antikörper oder durch Pseudoagglutinationen verursacht worden sein. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung und den Forstmitarbeitern zeigte sich bei den α-Gal-Allergikern jedoch im Hämagglutinationstest ein höherer Anteil der Blutgruppe 0. Eine Erklärung hierfür könnten zusätzliche Antikörper im Patientenserum sein, welche durch Bindung an Antigen A und/oder B eine zusätzliche Agglutination auslösen, und somit im Hämagglutinationstest als Blutgruppe 0 gewertet werden. In Abhängigkeit der Blutgruppen wurden unterschiedliche Agglutinationsgrade beobachtet. Es zeigte sich vor allem in der Antigen B tragenden Blutgruppe ein hoher Anteil an schwachen Agglutinationen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Blutgruppen unterschiedliche Konzentrationen dieser zusätzlich agglutinierenden Antikörper besitzen. Somit hätten Träger der Blutgruppe B einen geringeren Anteil dieser Antikörper im Serum. Ob es sich dabei um α-Gal-A/B-Antikörper handelt, muss in weitergehenden Studien geklärt werden. Mittels In-vitro-Verfahren können Aussagen über die Antikörpertiter getroffen werden. Hier existiert jedoch kein Grenzwert, der den α-Gal-Allergiker serologisch vom lediglich Sensibilisierten unterscheiden kann. Es zeigten sich bei den α-Gal-Allergikern signifikant höhere α-Gal-IgE-Titer als bei den lediglich sensibilisierten Forstmitarbeitern. Dennoch ist die Varianz der Titer bei den α-Gal-Allergikern so hoch, dass sich die Titer-Bereiche der beiden Kollektive überlappen. Somit kann kein Grenzwert festgelegt werden, welcher zwischen Fleischallergie und Sensibilisierung zur diagnostischen Diskriminierung herangezogen werden könnte. Zudem variieren die α-Gal-Titer saisonal. Beim Vergleich der Gesamt-IgE-Titer zeigten sich die meisten Atopiker (gesIgE ≥150 kU/L) unter den α-Gal-Allergikern, gefolgt von den sensibilisierten und nachfolgend den nicht sensibilisierten Forstmitarbeitern. Auch hier lässt sich kein Grenzwert bestimmen, das Ergebnis zeigt aber, dass der Faktor Atopie eine Rolle bei der Entstehung einer Sensibilisierung oder der Entwicklung eines α-Gal-Syndroms einnimmt. Es zeigte sich, dass die Prick-zu-Prick-Testung eine Sensibilisierung gegen α-Gal nachweisen kann, hierbei kann jedoch nicht zwischen einer klinisch unauffälligen Sensibilisierung und einem manifesten α-Gal-Syndrom unterschieden werden. Es zeigte sich ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen den α-Gal-Antikörpertitern und der Anzahl der positiven Prick-zu-Prick-Testungen bei den α-Gal-Allergikern. Dieser Zusammenhang ist jedoch nicht stark genug, um lediglich durch die Bestimmung der α-Gal-Titer die wahrscheinliche Reaktivität im Hauttest abschätzen zu können. Auch ließen sich anhand der Testungen verschiedener Fleischzubereitungen wider Erwarten keine weiteren Informationen über Unterschiede der Reaktionsmuster von Erkrankten und Sensibilisierten erkennen. Aufgrund des hohen Untersuchungsaufwandes bezüglich der unterschiedlichen Zubereitungen der Fleischarten scheint der Intrakutantest mit Gelatine dem Prick-zu-Prick-Testung in der Diagnostik bei ähnlichen Untersuchungsergebnissen überlegen. Die orale Expositionstestung ist der Goldstandard in der klinischen Diagnostik einer Nahrungsmittelallergie. Es ergibt sich jedoch aufgrund von mehreren die Reaktion beeinflussenden Testvariablen eine erschwerte Aussagekraft innerhalb eines Studienkollektivs, eine positive Testreaktion besitzt jedoch hohe Sensitivität und ist somit für den einzelnen Patienten ein wichtiges diagnostisches Mittel. Letztendlich kann nur eine auffällige Anamnese oder eine positive Reaktion in der oralen Expositionstestung in Kombination mit erhöhten α-Gal-IgE-Titern als beweisender Faktor für die Diagnose oder den Ausschluss eines α-Gal-Syndroms herangezogen werden. Alle anderen diagnostischen Parameter müssen im Gesamtbild betrachtet werden. Zurzeit ist die Karenz des betreffenden Allergens die einzig bekannte Therapiemöglichkeit beim Auftreten des α-Gal-Syndroms. Als Primärprophylaxe einer Sensibilisierung gegen α-Gal sollten nach aktueller Studienlage Zeckenstiche vermieden werden. Weiterhin ist es nötig, betroffenen Patienten einen Allergie-Pass auszustellen. Dieser sollte nicht nur auf die Unverträglichkeit von rotem Säugetierfleisch und gelatinehaltigen Lebensmitteln, sondern auch auf die bestehende Allergie auf α-Gal-haltige Medikamente wie Cetuximab oder gelatinehaltige Infusionen hinweisen. Insbesondere intravenös applizierte Medikamente stellen ein besonderes Risiko für eine gravierende allergische Reaktion dar.

This item appears in the following Collection(s)