Inhaltszusammenfassung:
Betriebliche Gesundheitsförderung hat mehr denn je einen hohen Stellenwert für Unternehmen, die vor vielfältigen Herausforderungen in Bezug auf demografischen Wandel und Fachkräftemangel stehen. Programme, die hierbei ein strategisches Konzept verfolgen sind oft ein wesentlicher Baustein der Unternehmensstrategie. Vor diesem Hintergrund ist es bedeutsam, dass entsprechende Programme von den Mitarbeitern angenommen werden und idealerweise positive Effekte erzielen.
In der vorliegenden qualitativen Untersuchung des ganzheitlichen Gesundheitsförderungskonzeptes eines großen Industrieunternehmens wurden die Erfahrungen und Wünsche von Teilnehmern an einer dreitägigen stationären Maßnahme sowie die Erfahrungen mit den verzahnten ambulanten Angeboten am Standort untersucht. Ziel der Studie war es, Erfahrungen, Wünsche und Verbesserungsvorschläge der Teilnehmer abzubilden. Hierzu wurden mittels qualitativer Methoden der empirischen Sozialforschung drei leitfadengestützte Fokusgruppeninterviews (Teilnehmende) sowie drei leitfadengestützte Experteninterviews (betriebliche Akteure) durchgeführt. Sämtliche Interviews wurden digital aufgezeichnet, transkribiert und pseudonymisiert. Die inhaltsanalytische Auswertung erfolgte in Anlehnung an die Methode von Mayring (Mayring 2003) mit der Bildung zentraler Kategorien und zugehöriger Subkategorien. Die Teilnehmer der Fokusgruppen nahmen das stationäre Angebot eindrucksvoller wahr als die ambulanten Angebote. Die Thematik „Ernährung“ dominiert in den Interviews. Jedoch konnte gezeigt werden, dass die gesundheitsfördernden Angebote insgesamt von den Mitarbeitern in hohem Maße positiv bewertet werden, Wissen vermittelt wird und das Angebot als hohe Wertschätzung seitens des Arbeitgebers wahrgenommen wird. Hierbei stellt insbesondere das stationäre Angebot mit seinen vielfältigen Programminhalten einen Anstoß zur Reflektion gesundheitsrelevanter Themen dar. Hinsichtlich der Nutzung und Bewertung der ambulanten Angebote sind die Angaben der Fokusgruppenteilnehmer heterogen, benannt werden fördernde und hemmende Faktoren bezüglich der Umsetzung lebensstilverändernder Maßnahmen. Seitens der Experten werden die Maßnahmen grundsätzlich positiv wahrgenommen, hierbei äußert jedoch ein Experte Kritik in Bezug auf den breiten Zugang und Zweifel an nachhaltigen Lebensstilveränderungen durch die Maßnahme. Zudem plädiert er für eine ökonomische Betrachtung von gesundheitsfördernden Maßnahmen insgesamt. Es wird in der Studie deutlich, dass das stationäre Angebot sehr eindrucksvoll wahrgenommen wird und nicht zuletzt auch eine hohe gruppendynamische Komponente hat. Die weitere Nutzung und Umsetzung sind jedoch heterogen. Es erscheint sinnvoll, die Bemühungen, um eine Motivation zur Nutzung und Umsetzung der Angebote weiter zu verfolgen, um die Themen Primär- und Sekundärprävention kardiovaskulärer Risikofaktoren im Setting Betrieb weiter zu verankern und die bestehenden Möglichkeiten des Erreichens von Zielgruppen zu nutzen sowie weiter auszubauen.