Sexuelle Dysfunktion und Depressionen bei Patientinnen mit Systemischer Sklerose im Vergleich zu Patientinnen mit Systemischem Lupus Erythematodes

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/97496
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-974965
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-38879
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2020-01-31
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Henes, Jörg (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2020-01-14
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Sklerodermie , Erythematodes , Depression , Sexualität
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Systemische Sklerose (SSc) und der Systemische Lupus Erythematodes (SLE) sind Autoimmunerkrankungen aus der Gruppe der Kollagenosen, die durch Veränderungen der Haut und Schleimhäute, der Gelenke und der inne-ren Organe Einfluss auf die Gynäkologie und Sexualität der Patienten haben und zur sexuellen Dysfunktion (SDF) führen können. Hauptziel dieser Arbeit war es herauszufinden, wie viele Frauen in Deutsch-land tatsächlich von einer SDF betroffen sind, die Ergebnisse der SSc mit de-nen des SLE zu vergleichen und einen Vergleich zur Normalbevölkerung und zu Ergebnissen anderer Ländern anzustellen. Außerdem wurde auch das Auf-treten von Depressionen im Zusammenhang mit SDF bei den Patientinnen untersucht. In die Studie aufgenommen wurden insgesamt 171 Patientinnen mit SSc oder SLE, die im Zeitraum 03/ 2016 bis 07/ 2017 in den Rheumatologischen Ambu-lanzen der Universitätskliniken Tübingen und Würzburg betreut wurden. Zur Erfassung des Patientenkollektivs wurde ein Fragebogen mit allgemeinen Fragen zu Lebensstil und Sexualität erstellt. Zur Einschätzung der sexuellen Funktion und Zufriedenheit wurden der Female Sexual Function Index (FSFI) und der Qualisex Fragebogen als standardisierte Fragebögen verwendet. Der Beck’s Depression Inventory (BDI) wurde zur Erfassung einer zusätzlich vor-liegenden Depression eingesetzt. Aus den Patientenakten wurden des weite-ren Informationen zu Allgemeinzustand, Krankheitsausprägung und Medikati-on der Patientinnen entnommen. Als statistische Testverfahren wurde der t-Test bei unabhängigen Stichproben, der Chi-Quadrat-Test nach Pearson und der exakte Fisher-Test eingesetzt. Die Auswertung des FSFI und der allgemeinen Fragen zeigte eine deutliche Einschränkung der sexuellen Aktivität und Zufriedenheit. Nur insgesamt 64,9% der Patientinnen gaben regelmäßige sexuelle Aktivität an. Als Grund für ihre sexuelle Inaktivität nannten 22,9% der SSc-Patientinnen und 20,5% der SLE-Patientinnen ihre rheumatologische Grunderkrankung. Entscheidend sei vor allem das von 36,8% der Patientinnen genannte verminderte Lustemp-finden seit Krankheitsbeginn. Die Auswertung des FSFI ergab einen mittleren Gesamtwert von 26,28. Unter Verwendung des cut-offs nach Rosen (154) zeigte der FSFI bei 46,8% der Patientinnen eine SDF. Bei den SSc-Patientinnen waren 49% und bei den SLE-Patientinnen 45,8% von einer SDF betroffen. In der Literatur finden sich unter gesunden Frauen Prävalenzen ei-ner SDF von 32-38% (197, 200, 201). Auch andere Arbeiten zeigten hohe Prävalenzen einer SDF unter den SSc- und SLE-Patientinnen, auch im Ver-gleich zu gesunden Kontrollen (155, 202-206). Bei der Auswertung des Qualisex Fragebogens zur Beeinträchtigung der Se-xualität durch die Grunderkrankung ergab sich insgesamt ein Mittelwert von 3,08, wobei 0 gar nicht und 10 sehr beeinträchtigt bedeutet. Unsere Patientin-nen erreichten damit einen niedrigeren Mittelwert, als die Patientinnen mit rheumatoider Arthritis, deren Ergebnis in der Arbeit der Entwickler des Frage-bogens beschrieben wurde (3,08 vs. 3,3) (156). Die Auswertung der einzelnen Kategorien ergab, dass die Patientinnen die größte Beeinträchtigung ihrer Se-xualität durch physische Beschwerden, wie Müdigkeit und Schmerzen, im Rahmen ihrer Grunderkrankung erleben. Mithilfe des BDI konnte bei 57,3% der Patientinnen eine milde bis schwere Depression klassifiziert werden. Eine Veränderung der Stimmung lag somit wie erwartet häufiger als in der Allgemeinbevölkerung vor (57,3% vs. 10,2%) (140). Auch andere Arbeiten berichten von einem vermehrten Auftreten von Depressionen bei SSc- und SLE-Patientinnen (211-216). Ein Vergleich aller Patientinnen mit SDF mit den Patientinnen ohne SDF zeig-te signifikante Unterschiede zwischen den beiden Patientengruppen im mittle-ren Alter (44,77 J. vs. 39,67 J.), in der Häufigkeit einer bereits eingetretenen Menopause (55,8% vs. 15,5%) und in der Häufigkeit einer, mithilfe des BDI klassifizierten, depressiven Symptomatik (71,2% vs. 46,4%). Nur 12,3% der Patientinnen gaben an, dass das Thema Sexualität jemals in einem Arzt-Patienten-Gespräch thematisiert wurde, die Mehrheit der Patien-tinnen (52%) sahen das Thema Sexualität jedoch als relevant im Rahmen der Grunderkrankung und viele der Patientinnen würden sich von ärztlicher Seite mehr Informationen dazu wünschen. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie machen deutlich, was auch schon Arbeiten aus anderen Ländern gezeigt haben. Patientinnen mit SSc und SLE erleben eine erhebliche Beeinträchtigung ihrer Sexualität. Diese steht im Zu-sammenhang mit einer depressiven Symptomatik, welche wiederum den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen kann. Die in dieser Arbeit beschrie-benen Prävalenzen für sexuelle Dysfunktion und Depressionen bei den Pati-entinnen machen klar, wie wichtig eine ganzheitliche Betreuung von Patienten mit SSc und SLE ist. Entscheidend für die qualitative Versorgung der Patien-tinnen ist es, dieses Thema mehr in den Blickpunkt der behandelnden Ärzte zu bringen und es im Patientengespräch offen zu thematisieren.

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