Inhaltszusammenfassung:
Patienten mit Ataxie weisen eine erhöhte Sturzneigung auf. Aufgrund der individuellen verletzungsbedingten und der sozio-ökonomischen Konsequenzen ist es notwendig, Stürze zu vermeiden. Ein wesentlicher Schritt ist die Identifizierung von möglichen Sturzursachen. Ziel dieser Arbeit war es, durch umfangreiche komplementäre Untersuchungen prospektive Sturzprädiktoren von Patienten mit Ataxie zu detektieren.
Es wurden 39 Patienten analysiert, von denen 30 Patienten eine cerebelläre Ataxie und neun Patienten eine afferente Ataxie aufwiesen. Es wurden Gangparameter (Schrittanzahl/180°-Drehung, Zeit/180°-Drehung, Schrittanzahl/Minute) in einer Ganganalyse erhoben. Zusätzlich erfolgte eine klinische Datenerhebung von Ataxie-spezifischen (SARA) und Nicht-Ataxie-spezifischen Assessments (MoCA, FES-I, DGI, LLFDI SPPB, ADS).
Die prospektive erfasste Sturzanzahl innerhalb von sechs Monaten wurde mittels Korrelationsanalysen, linearer Regressionsanalyse sowie schrittweiser, multipler Regressionsanalyse mit den erhobenen Daten in Beziehung gesetzt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Sturzhäufigkeit mit der SARA, SPPB, Schrittanzahl/180°-Drehung sowie Zeit/180°-Drehung signifikant korreliert. Sowohl in der linearen Regression als auch der schrittweisen, multiplen Regression erwiesen sich Schrittanzahl/180°-Drehung, ADS und SARA als die wichtigsten Sturzprädiktoren. Im Rahmen einer „Dual Task“-Aufgabe (schnelles Gehen + graphomotorische Übung) verschlechterten sich die Gangparameterleistungen signifikant verglichen mit der „Single Task“-Aufgabe (Schnelles Gehen). Somit scheinen Ataxie-Patienten insbesondere durch die Kombination zweier motorischer Aufgaben eine stärkere Leistungseinschränkung zu zeigen. In weiteren Studien sollten die hier gefundenen Ergebnisse an einer größeren Stichprobe bestätigt und hinsichtlich möglicher „Cut off“-Werte untersucht werden.