Inhaltszusammenfassung:
Die emotional instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ ist eine häufige psychische Erkrankung und geht für die Betroffenen mit einem erheblichen Leidensdruck einher. Neben einer ausgeprägten Störung der Affektregulation kommt es auch zu Veränderungen in der somatosensorischen Wahrnehmung, wobei bisherige Studien lediglich von Veränderungen der Nozizeption ausgehen. Andere somatosensorische Submodalitäten wurden bislang wenig wenig untersucht, sodass unklar ist, ob ein generelles somatosensorisches Defizit besteht. Auch dissoziative Phänomene stellen ein häufiges Phänomen bei Patienten mit BPS dar. Die sogenannte Rubber Hand Illusion (RHI) ist eine Möglichkeit zur Manipulation der eigenen Körpergrenzen durch Integration einer künstlichen Hand in das eigene Selbsterleben. Ergebnisse früherer Studien weisen darauf, dass die RHI bei Patienten mit BPS stärker induziert werden kann und mit dissoziativem Erleben assoziiert ist.
Die Studie untersucht die somatosensorische Wahrnehmung taktiker Vibrationsreize und ihre Beeinflussbarkeit durch die RHI bei Patienten mit BPS im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe.
Im ersten Teilexperiment erfolgte die Anwendung eines taktilen Reiz-Diskriminations-Tests. Im zweiten Teilexperiment erfolgte vor Prüfung der taktilen Reizdiskrimination die Induktion der RHI.
Es konnte gezeigt werden, dass Patienten mit BPS hinsichtlich der taktilen Reizwahrnehmung ein somatosensorisches Defizit zeigen. Die RHI konnte bei Patienten mit BPS stärker induziert werden und ging mit intesiverem dissoziativem Erleben einher. Es kam jedoch nur bei der gesunden Kontrollgruppe zu einer herabgesetzten Reiz-Diskriminations-Fähigkeit nach Induktion der RHI.
Die Ergebnisse weisen darauf, dass bei Patienten mit BPS neben der Nozizeption auch andere somatosensorische Submodalitäten betroffen sind und eine erhöhte Plastizität der Körperrepräsentation besteht.