Psychoonkologische Belastung bei allogener Stammzelltransplantation: Verlauf und Prädiktoren von Distress, Depressivität und Lebensqualität

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URI: http://hdl.handle.net/10900/93739
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-937392
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-35124
Dokumentart: PhDThesis
Date: 2019-10-16
Language: German
Faculty: 4 Medizinische Fakultät
Department: Medizin
Advisor: Teufel, Martin (Prof. Dr.)
Day of Oral Examination: 2019-08-28
DDC Classifikation: 150 - Psychology
610 - Medicine and health
Keywords: Psychoonkologie , Lebensqualität
Other Keywords: Allogene Stammzelltransplantation
Psychoonkologische Belastung bei Krebserkrankung
Psychoonkologische Belastung bei Stammzelltransplantation
Distress
Depressivität
Stammzelltransplantation
psycho-oncological burden stem cell transplantation
psycho-oncological burden cancer
depression
quality of life
psycho-oncology
stem cell transplantation
allogeneic stem cell transplantation
License: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die allogene Stammzelltransplantation entwickelte sich innerhalb der letzten Jahrzehnte zu einem Therapiestandard für viele hämatoonkologische Erkrankungen. Trotz anhaltender Fortschritte bleibt sie mit signifikanter Morbidität und Mortalität assoziiert. Ziel dieser Arbeit war es die psychoonkologische Belastung im Therapieverlauf einer allogenen SZT explorativ zu beschreiben. Außerdem wurde untersucht, ob es Prädiktoren für eine erhöhte Belastung oder besonders belastete Patientengruppen gibt. Hierfür wurden im Zeitraum von Juni 2013 bis Mai 2014 insgesamt 62 Patienten der Station 92 KMT am Universitätsklinikum Tübingen zu vier Messzeitpunkten (T0: Vor Transplantation, T1: Tag 3 nach, T2: Tag 25 nach, T3: Tag 55 nach Transplantation) untersucht. Mithilfe eines elektronischen psychoonkologischen Screening-Tools wurden validierte Fragebögen zur Erfassung von Distress (DT, HSI), Depressivität (PHQ-2) und Lebensqualität (EORTC) verwendet. In allen gemessenen Dimensionen wurden dabei behandlungsbedürftige Fälle aufgedeckt. Abhängig vom Messzeitpunkt und dem Messinstrument zeigten 25.9 – 75.5% der Patienten im Therapieverlauf überschwellige Distress-Werte (DT, HSI) und 13.8 – 38.8% überschwellige Depressivitäts-Werte (PHQ-2). Mit Ausnahme der Emotional Function (EORTC) bestand für alle Messinstrumente in den durchgeführten, einfaktoriellen Varianzanalysen über die vier Messzeitpunkte (T0-T3) ein signifikanter Haupteffekt (α = 0.05.). Belastet waren gerade die Patienten unmittelbar nach erfolgter Transplantation, nämlich zu den Zeitpunkten T1 und T2. Je nach angewandtem Cut-Off-Wert des Distress Thermometers von ‚4‘ bzw. ‚5‘ ergab sich zu T1 bei 64.1-75%, zu T2 bei 63.3-75.5% der Patienten eine psychoonkologische Behandlungsindikation. Die gemessene Depressivität erreichte zu T2 einen Peak an belasteten und interventionsbedürftigen Patienten (38.8%). Sowohl der Distress, als auch die gemessene Depressivität erreichten 55 Tage nach SZT (T3) noch nicht wieder das Ausgangsniveau von T0. Während die Emotional Function (EORTC) im Verlauf konstant niedrige Prozentwerte (58.5-65.89%) zeigte, gingen die Prozentwerte der Role Function (EORTC) von T0 (56.32%) zu T2 (30.27%) signifikant zurück und lagen zu T3 (47.29%) auf einem vergleichbaren, aber weiterhin als niedrig zu bewertenden Niveau von T0. Im Vergleich zu anderen Studien wurde in dieser Arbeit erstmals auch die psychoonkologische Belastung zu den belastensten Zeitpunkten T1 und T2 mit multiplen Messintrumenten untersucht und Peaks bezüglich Distress- und Depressivitätswerte aufgedeckt, die höher liegen als bei anderen, selbst prognostisch ungünstigeren Krebserkrankungen. Die angenommene erhöhte Belastung bei jüngeren Patienten fand sich in der gerechneten Spearman Rang-Korrelation lediglich zu den Zeitpunkten T0 (p = .070) und T1 (p = .036). Zum Messzeitpunkt T3 zeigten sich dagegen ältere Patienten im Trend belasteter (p = .094). Hinsichtlich der Belastung von Männern und Frauen konnte kein Unterschied festgestellt werden. Auch hinsichtlich der Belastung bei unterschiedlichen Diagnosen und Konditionierungen bestanden keine signifikanten Unterschiede. Bei Patienten, die bereits eine SZT erlebt hatten lagen die Distress-Mittelwerte niedriger als bei solchen, die erstmalig transplantiert wurden. Zu dem Zeitpunkt T3 war hierbei für den Distress (DT) ein signifikanter Unterschied (p = .035) feststellbar. Außerdem sinken die Prozentwerte der Role Function (EORTC) bei nicht vortransplantierten Patienten zu T2 (p = .035) signifikant stärker ab. Anhand der gerechneten linearen Regressionsmodellen ließen sich Distress bzw. Depressivität im Verlauf durch den Distress bzw. Depressivität zum Ausgangszeitpunkt T0 prädizieren. Somit kann die prätransplantäre Belastung wertvolle Informationen über den Behandlungsbedarf im Therapieverlauf liefern. Die Studie legt nahe, dass die Messung der psychoonkologischen Belastung mit der Implementierung eines effizienten, computeradaptierten, routinemäßigen Screenings vor sowie unmittelbar nach Transplantation ein essentieller Therapiebestandteil einer allogenen SZT sein kann. Zusammen mit einem kontinuierlichen Verhältnis von Arzt und Patient kann die Aufdeckung psychischer Komorbiditäten und Interventionsplanung mit Ermittlung des individuellen Versorgungsbedarfs im Therapieverlauf beispielgebend sein für eine erfolgreiche Integration psychosozialer Aspekte in die Krebstherapie. Die mit allen Messinstrumenten aufgedeckten hohen Fallzahlen von belasteten Patienten mit psychoonkologischer Behandlungsindikation spornen zu weiteren Follow-Up-Studien mit einem längeren Untersuchungszeitraum und größeren Patientenzahlen an, um zum einen die Belastungen über die Zeit besser einschätzen und zum anderen Patientengruppen differenzierter betrachten zu können.

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