Inhaltszusammenfassung:
Frühgeborene weisen eine erhöhte Mortalität und ein erhebliches Risiko für kurz- sowie langfristige gesundheitliche Komplikationen auf. Eine wichtige Rolle bei der Enstehung der Komplikationen spielen dabei der Sauerstofftransport und die Sauerstoffversorgung der Organe. Eine verminderte Hämoglobinkonzentration kann bei mangelnder Kompensation zu einer schlechteren Sauerstoffversorgung der Gewebe führen. Zu einem Abfall der Hämoglobinkonzentration kommt es bei Frühgeborenen im Rahmen einer Frühgeborenenanämie und durch intermittierende hypoxämische Episoden,
die durch einen Abfall der arteriellen Sauerstoffsättigung gekennzeichnet sind. Bluttranfusionen können dabei helfen, die Anzahl der Suaerstoffträger im Blut und die Versorgung des Gewebes zu verbessern. Bei der Anwendung von Bluttransfusionen gibt es große Unterschiede in den Richtlinien und deren praktische Anwendung
zwischen den klinischen Zentren. Ziel dieser Arbeit ist es daher, zu untersuchen, inwieweit die Anwendung von verschiedenen Transfusionsrichtlinien das Auftreten hypoxämischer Episoden bei Frühgeborenen beeinflussen.
Dazu wurden im Rahmen der ETTNO Studie von insgesamt 1013 rekrutierten
Frühgeborenen mit einem Gestationsalter < 32 Wochen und einem Geburtsgewicht
von 400 – 999 g, die in einem Randomisierungsverfahren einer von zwei
Transfusionsgruppen zugeteilt und bis zur 36. Lebenswoche bzw. Entlassung aus
der Klinik mittels Pulsoximeter überwacht wurden, nach mehreren Validierungsschritten
566 Patienten ausgesucht und in der vorliegenden Arbeit untersucht.
In der vorliegenden Arbeit wurde dabei bezogen auf die kumulierte Häufigkeit
der SpO2 Werte unter der hypoxämischen Grenze von 80% und darunter keine
signifikante Unterschiede zwischen den beiden Transfusionsgruppen beobachtet.
Es zeigte sich jedoch ein signifikanter Unterschied in der Verteilung der
SpO2-Werte zwischen den Transfusionsgruppen. In dieser Arbeit sind keine signifikanten Unterschiede bei dem Auftreten von hypoxämischen Episoden zwischen den Transfusionsgruppen bezogen auf das Geschlecht oder das Geburtsgewicht beobachtet worden. Paienten mit einem niedrigeren Geburtsgewicht weisen im Durchschnitt eine niedrigere Sauerstoffsättigung über den beobachteten Zeitraum auf. Zusätzlich scheint es einen Zusammenhang zwischen dem Geburtsgewicht und der kumulierten Häufigkeit der hypoxämischen SpO2-Werten zu geben.
Mit dieser Arbeit kann wie in vorherigen Studien kein abschließendes Urteil
über die Anwendung von restriktiven und liberalen Transfusionsrichtlinien bei
Frühgeborenen getroffen werden. Basierend auf diesen Daten sollten weitere
Analysen auf die kurz- und langfristige Entwicklung der Frühgeborenen folgen,
um einheitliche Richtlinien für die Anwendung von Bluttransfusionen bei
Frühgeborenen zu entwickeln.